Diabetesfragen > Diabetes und Sport
Vor dem Sport - wie lange vorher Basalrate senken
Floh:
Vorwort 1: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Thema hier her passt, oder vielleicht bei den Pumpen besser aufgehoben wäre. Eigentlich bin ich aber mehr an den bio(-chemischen?) Zusammenhänge interessiert. Und vielleicht kann's ja der eine oder andere auch ohne Pumpe spannend finden.
Vorwort 2: Warum die blöde Frage? Ich habe erst seit einem halben Jahr meine Pumpe und muss noch üben. Ich betreibe zwei Formen von "Sport" (das muss in Anführungszeichen) - das eine sind lange Radtouren (>200 km), das andere ist der Weg zur Arbeit. Der Weg zur Arbeit ist schwerer unter Kontrolle zu bekommen. Und ist viel unregelmäßiger, weil die Ampeln machen was sie wollen. Da soll jetzt auch meine Frage einhaken.
Hintergrund:
Morgens zur Arbeit senke ich typischerweise die (relativ) hohe Basalrate nicht ab, sondern verändere den Mahlzeitenbolus. Ich kann ohne Frühstück in die Arbeit fahren, mag das aber nicht. Das bedeutet typischerweise einen Mahlzeitenbolus von 50% (bei mir BE-Faktor 1,4 morgens) und ein Frühstück von 5BE. Mit voller Basalrate bedeutet dass einen vernünftigen Verlauf: BZ vor dem Frühstück ~100mg/dl, Abfahrt ca. 1,5h nach dem Bolus/Frühstücksbeginn (also im vollen Bolus - das ist irgendwie blöd) -> ich komme mit einem BZ von ca. 150 mg/dl an der Arbeit an und er sinkt noch ein wenig weiter.
Basalrate morgens:
5-6 1,25
6-7 1,50
7-8 0,84
8-9 0,48
Abfahrtzeit normalerweise um 7.30
Abends esse ich normalerweise kein "Frühstück" (also eine volle Mahlzeit) vor der Abfahrt. Passt erstens nicht in meinen Diätplan, zweitens versaut mir da ein laufender Bolus jeden Versuch eines kontrollierten Blutzuckers. Startblutzucker ist auf 200mg/dl geplant (und normalerweise bedeutet das, dass ich mir noch ein Glas Cola vor der Abfahrt gönnen darf, weil ich nachmittags natürlich keinen kontinuierlich steigenden BZ will).
Hier reduziere ich (mit mäßigem Erfolg) die Basalrate. Derzeit auf -60% (weil es ist nur mäßig kalt und im Winter muss ich weiter runter).
Basalrate
14-15 0,6
15-16 0,6
16-17 0,7
17-18 0,75
Abfahrtzeit normalerweise um 17.00 bis 17.30.
So ... und nun zum Teil der Frage, der das Ganze ausgelöst hat (das alles bisher war nur Vorgeschwafel - 'schuldigung):
Wieviel vorher ist denn nun die Reduktion der Basalrate sinnvoll und notwendig. Das verwendete Insulin ist Humalog (also ein Analoginsulin), und den meisten Abschätzungen entnehme ich "Analoginsulin 30 Minuten vor Sport absenken". Aber ist so etwas nicht dosisabhängig? Und ist damit die Morgenbasalrate (die ja zum Zeitpunkt der Aktivität fast doppelt so hoch sein kann) nicht im Zweifel früher abzusenken?
Oder sind die Basalratendosen praktisch unabhängig von der Basalrate einfach so klein (weil eine Pumpe toll ist), dass das keine Rolle mehr spielt und die 30 Minuten in allen Fällen ausreichen?
Andreas:
30 Minuten vor dem Sport sind mir zu wenig, da merke ich von der Absenkung nichts. "Normale" Absenkungen, das sind Absenkungen um 30-60% mache ich mindestens 1, maximal bis zu 2 Stunden früher, damit die wirken.
Eine Alternative für kurzfristige Absenkung ist folgende, mit der ich beste Erfahrungen mache:
45 Minuten vorher: Absenkung um 90% auf 10%
Mit Sportbeginn: Absenkung auf 40-70% (je nach Tageszeit, Bolusabstand usw.)
Mit dieser Alternative kommt man dem Basalverlauf eines "Gesunden" relativ nahe. Bei dem fällt der Insulinspiegel in den ersten Minuten des Sports massiv ab und löst all das aus, was zum Sport nötig ist: Freisetzung von Glucose durch die Leber und effektiverer Fettstoffwechsel.
Floh:
Danke Andreas. Diese Absenkung hatte ich mir aus einem anderen Faden schon irgendwo niedergeschrieben (offenbar nicht auf diesem Rechner *seufz*).
Verständnisfrage: Ich gehe davon aus, dass dein Profil sinnvoll wirkt. Wenn ich einfach mal die "1 Stunde" überschlägig annehme bedeutet das Profil doch folgendes:
45 Minuten vor Sport Basalrate auf 10%. --> Bis Sportbeginn (und 15 Minuten in den Sport hinein) wirkt noch die 100%ige normale Basalrate. 15 Minuten nach Beginn sinkt das vorhandene (und wirksame) Insulin stark ab. Dieser Zustand hält für 45 Minuten an (also bis 1h nach Sportbeginn).
Mit Sportbeginn Basalrate auf 50% (nur um einen Wert zu nehmen). --> 1h nach Sportbeginn steigt die Basalrate von 10% auf 50% an.
So ein Profil verwende ich auch für längere Aktivitäten, wobei dort die starke Absenkung vor Beginn meiner Ansicht nach eher geeignet ist um sicher "Restbolus" zu verbrauchen. Ich würde das am Nachmittag, wo schon länger kein Bolus mehr läuft zum Beispiel nicht ganz so dramatisch absenken.
Mein "Sport" (also der Weg nach Hause) dauert aber eher nur 30 Minuten. Ich müsste also die Basalrate (wenn 1h stimmt) sicher 1h vor dem Sport senken und dann bereits eine halbe Stunde vor dem Sport wieder anheben. Oder mache ich da einen grundsätzlichen Fehler?
Andreas:
Im Grunde sehe ich das ähnlich. Aber: Eingriffe in die Basalrate nehme ich nur vor, wenn die Belastungsdauer länger als eine Stunde ist. Ansonsten "lohnt" sich der Eingriff in meinen Augen nicht ...
Hinsichtlich der Insulinwirkung hast Du, glaube ich, etwas überspitzt formuliert. Selbstverständlich sinkt der Insulinspiegel auch schon vor dem Sport, mit dem Sport aber etwas schneller, in etwa umgekehrt zur Wirkkurve des Insulins. Wobei ich bei Humalog von mindestens 3-4 Stunden Wirkdauer bei mir ausgehe.
Floh:
mit dem Sport aber etwas schneller
Das hatte ich völlig übersehen. Mit Sportbeginn wird auch Insulin besser "abgebaut", weil besser durchblutet etc. Danke.
Noch mal zur Originalfrage zurück: Spielt die Dosis der Basalrate überhaupt eine Rolle?
Die 3-4 Stunden Wirkdauer sind ja eher Bolusrelevant (und da sicher Mengenabhängig). Die Basalrate wird aber ja alle 5 Minuten (stimmt das?) abgegeben, also irgendwie (0,6 I.E. / 12) pro Dosis = 0,05 I.E. pro Pumpvorgang.
Da (hoffe ich) ist die Aufnahme und der Abbau schneller als in 3-4 Stunden. Oder traue ich da meinem Körper mal wieder zu viel zu?
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