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postprandial - wie hoch darf der BZ steigen

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Dirk B.:
Hallo liebe Wissenden,

Ich bin, wie schon erzählt, Typ2 Diabetiker. Behandelt wird dieser Diabetes mit Metformin und Basalinsulin. Ich versuche seit der (erneuten) Diagnose mich auch wieder in einer vernünftigen Ernährung um mein erstaunliches Gewicht zu reduzieren.
Was ich seit Beginn der Behandlung merke ist das ich recht empfindlich auf BZ Schwankungen aber auch die regulierenden Medis reagiere. Der BZ war nach einigen Wochen gut eingestellt. Lantus = 2 x am Tag (14IE) - Metformin = 2 x 1000mg am Tag. Was mich störte und immer noch stört ist der BZ nach der Futteraufnahme. Wenn ich KH beim Essen reduziere und und immer schön pünktlich und leider auch recht eintönig esse ist alles gut und der BZ steigt nach dem Essen moderat um 40-70 mm/dl an und ist in der Regel nach 1-3 Stunden wieder bei 95-110 mm/dl. Weiche ich von dem gewohnten ab dann geht es höher.
Zum Beispiel war ich gestern zum Essen eingeladen. Ein kleines Steakilein (ca.300g) mit einer Folienkartoffel (ca. 200-250g) + Kräuterquark zur Kartoffel und anschießend ein kleines Eis. Ich hatte ca.3 std. vor dem Essen einen BZ von 140. Da ich keinen Bolus spritze habe ich den BZ vor dem Essen nicht gemessen, ich gehe aber davon aus das ich bei max. 110mm/dl gelegen habe. Das Essen hat incl. Dessert ca. 6 - 6,5 KH gehabt. Getrunken habe ich nur Wasser. Nach einer Stunde fühlte ich mich unwohl. Eher ein diffuses Gefühl und habe den BZ gemessen ich lag da bei 206mm/dl. Zuhause bei der nächsten Messung 50 Minuten später war ich bei 248mm/dl und eine weitere Stunde danach bei 184mm/dl.


Die Ernährungsberaterin beschreibt dieser Anstieg sei so normal. Das will ich ihr auch glauben. Aber kann das wirklich sein das ich einen steigenden BZ auch in diesem moderaten Bereich fühle? Wenn ich dieses "diffuse" Unwohlsein empfinde kann ich durch BZ Messen immer bestätigen das ich bei ca. 180 oder darüber bin. Das Gefühl äußert sich in der Regel in leichtem schwitzen und vielleicht ein wenig "fahrigkeit". Besser kann ich das nicht beschreiben.

Nun lese ich immer häufiger das dem Postprandialen BZ mehr Bedeutung zugemessen wird als dieses "früher" der Fall war.
Die Frage die sich mir nun stellt: Soll ich den BZ Verlauf mit den Ausreißern so akzeptieren? Oder ist es Sinnvoll auf zusätzliches Essinsulin zu drängen um bei absehbarer KH Aufnahme reagieren zu können. Das Problem, wenn es denn eines ist, wird sich vor allem dann verstärken wenn ich wieder an die Schippe muss da ich berufsbedingt viel Reise und dann auch zu eher unterschiedlichen Zeiten und da auch auch öfters in Restaurants esse. Zum zweiten will ich dieses unangenehme Gefühl bei steigendem BZ nicht ständig hinnehmen.

Ich bin mir absolut im klaren darüber das ein BZ von 250 nach dem Essen nicht wirklich ganz doll schlimm ist. Aber wenn man was dagegen tun kann....




Hinerk:
Moin,

Du hast mit Deinen bedenken ob höhere BZ einfach so hinzunehmen sind, völlig recht.

Tatsächlich  wird dem pp. Wert seit einiger Zeit neue Beachtung gegeben, es gibt Studien welche eine Einhaltung von 1 Std. pp. Werten <160 empfehlen.

Dein DiaTeam wird Dich bestimmt in eine für Dich richtige Lösung führen

Nur für mich selbst gilt ein BZ Bereich 80-160, natürlich wird dieses Ziel nicht immer erreicht.

MLG

Hinerk

Dirk B.:
Moin Hinerk,

Danke erstmal für die Antwort. Was mich irritiert ist meine Reaktion auf die Werte. Wenn ich dann mal unter 85mm/dl gehe habe ich leichte Sehstörungen mir wird schwindelig und ich bekomme leichte Kopfschmerzen, frösteln, müde. Das kann kein Hypo sein aber hinterm Steuer wollte ich auch davon nicht überrascht werden und der Zusammenhang zwischen BZ und meinen Reaktionen ist definitiv gegeben.


Kladie:
Hallo Dirk. B,

wie auch Hinerk ist mein Ziel immer zwischenn 80 und 160 mg/dl zu bleiben und dieses Ziel werden wohl auch die meisten anderen anstreben. Die Frage die du stellst beantwortet jedoch jeder nur für sich. Die einen würden gerne und können nicht und den anderen ist es egal oder scheuen den Aufwand.

Meiner Meinung nach wird durch kurzzeitige BZ Spitzen (1 bis max 2 Stunden) die Wahrscheinlichkeit für diabetische Folgeschäden nur in engen Grenzen verschoben. Da aber niemand weiß ob Sie/Er 100%ig Folgeschäden zu erwarten hat oder garantiert keine bekommt ist die allgemeingültige Ärztemeinung das könnte akzeptiert werden. Diese Spitzen zu verhindern kostet nämlich zusätzlich Geld.

Wenn du diese Spitzen vermeiden willst, muß du wohl auch Bolusinsulin nutzen, das gegen diese kurzzeitigen Spitzen als einziges Mittel eingesetzt werden kann. Vergleichbare Mittel wie z. B. Trulicity können das nicht ganz so gut.

Meine persönliche Einstellung ist, die Wahrscheinlichkeit der Folgeschäden so gut es eben geht herunter zu setzen und scheue auch den Mehraufwand dafür nicht. Deshalb ist bei mir Bolus angesagt und ich kann heute sogar auf Basal verzichten weil sich meine Betazellen noch rege an der BZ Steuerung beteiligen können. Ich bilde mir ein, die Schonung dieser Zellen durch konsequentes vermeiden von hohem BZ hat geholfen die Insulinproduktion auf einem guten Niveau zu konservieren. Das hilft mir ausserordentlich mein Ziel meistens einzuhalten. Mein HbA1c von um die 5,6 % in den letzten 5 Jahren zeigt den Erfolg meiner Vorgehensweise. Ob damit allerdings alle Folgeschäden (oder das was so bezeichnet wird) verhindert werden steht in den Sternen.

Gyuri:

--- Zitat von: Kladie am Januar 30, 2017, 21:27 ---(…) Ob damit allerdings alle Folgeschäden (oder das was so bezeichnet wird) verhindert werden steht in den Sternen.

--- Ende Zitat ---
Das ist, wie so vielees, nur eine statistische Größe die keine individuellen Einzelfälle beantworten kann.
Genauso wie das Hinterhereilen nach einem bestimmten HbA1c-Wert, könnte man auch auf seine Fettwerte, den BMI, den Rauchgewohnheiten, eine wie immer auch verschieden gewichtete Kombination achten, und kann für sich selbst doch keine zuverlässige Vorhersage treffen. Was ich tun kann (und will) das versuche ich besser zu machen, was nicht geht geht nicht.
Ob meine Frau mit besseren BZ-Werten keinen Schlaganfall erlitten hätte? Wir wissen es nicht … und das ist vielleicht auch gut so.
Ein Onkel von mir, hat "gesund" gelebt, war gebildet, wohlhabend und mit einer Ärztin verheiratet. Dann war er mit seinem Porsche viel zu schnell…

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