Ich war eine gewisse Zeit Leiter eines DKD-Kalibrierlabors und bekomme immer Magenbeschwerden, wenn jemand zwei Messsysteme mit vermutlich ähnlich großen Abweichungen vergleicht und dies dann "Kalibrierung" nennt.
Kalibrieren ist in der Definition ein Messprozess zur zuverlässig reproduzierbaren Feststellung und Dokumentation der Abweichung eines Messgerätes oder einer Maßverkörperung gegenüber einem anderen Gerät oder einer anderen Maßverkörperung, die in diesem Fall als Normal bezeichnet werden.
Was nun "normal" bedeutet, ist nicht auf jedes Messmittel festgelegt. Für Messmittel eines DKD-Kalibrierlabors gibt es sehr wahrscheinlich eine Normung, jedoch wird sicher keine Kalibrierung mittels UrKilo aus Paris vorgenommen. Somit gibt es fast überall Abweichungen, und je länger die Kalibrierungskette desto mehr.
Ich denke du störst dich in dem Sinne an der Genauigkeit, die definitiv in deinem Job als Laborleiter eine "andere" war wie hier mit dem CGM diskutiert. Jedoch muss man in aller Welt Kosten und Nutzen gegenüberstellen, somit ist es zu teuer den Ur-Kilo zur Kalibrierung von Waagen einfliegen zu lassen und so ist es auch zu aufwendig, das CGM mit dem Labormessgerät (was übrigens auch nur ein Glied der Kalibrierungskette ist) entsprechend einzustellen.
Ich halte das Kalibrieren eines CGM für absolut sinnvoll:
- Selbst bei der Summe von -15% Abweichung BZ- Messgerät und -15% Abweichung vom CGM erhalte ich bei einem Blutzuckerwert von 100mg/dl immer noch eine Anzeige von 72mg/dl. Wobei ich die doppelte Negativabweichung noch für sehr selten halte.
- Eine Werkskalibrierung kann sich nur auf einen Durchschnitt beziehen. Und dann muss noch mehr Sicherheit eingeplant werden, denn Werte mit 100mg/dl anzeigen und schließlich mit 30mg/dl mit dem Auto gegen die Wand fahren....das will sich keiner erlauben. So passiert es nunmal, dass ein Werkskalibriertes FGM schließlich im Bereich 80-120mg/dl in meinen Augen fataler weise des öfteren "LO" anzeigt.
- Das neue Dexcom G6 (bekomme ich im Januar) soll wohl auch Werkskalibriert sein, hier bin ich wirklich sehr gespannt. Da ich keine Einsicht habe, was das G5 für einen Wert anzeigen würde wenn man es nicht kalibriert kann ich zu dem Algorithmus- Unterschied der verschiedenen Systeme nichts sagen.
- Es zählt nur das: In Summe fühle ich mich mittels "Kalibrierung" absolut sicher. Ich habe in über einem halben Jahr keine Werte des Dexcom angezweifelt (mit Ausnahme kurz nach Setzen des Sensors)....was mein Körpergefühl bestätigt hat. Und ich bin der festen Überzeugung dass das Kalibieren hier positiv zugewinkt hat.
Jetzt habe ich so oft das Wort benutzt, so dass Gyuri bestimmt rückwärts vom Stuhl gefallen ist. Aber mir fällt auch kein anderes ein und im Sinne des Gebrauchszweckes kann man es doch verwenden. "Abgleich" würde sich noch etwas defensiver anhören, jedoch gleicht man nicht nur ab sondern verändert in der Tat die Messungen des "kalibrierten"
Messgerätes für die Zukunft.