Nur mal ein Beispiel, wie oft da bei mir in den letzten 4 Wochen ein Alarm fällig gewesen wäre…
Man beachte vor allem das Diagramm "Ereignisse mit niedrigem Glukosewert"
Könnte ich so wie ich gerne wollte würden dort nur Messergebnisse unter 60mg/dl gezeigt werden. Das wird aber wohl mit Libre2 auch vereitelt bleiben (glaube ich).
Das sieht bei mir ähnlich aus.
Ich habe in den letzten 5 Wochen 29 mal Werte unter 70 gescannt und mit Blutzuckermessungen überprüft. Nur in 15 von 29 Fällen war auch der Blutzucker unter 70.
Wenn ich nur die Werte unter 60 berücksichtige, haben sich aber auch nur in 10 von 17 Fällen echte Hyperglykämien (Blutzucker unter 70) bestätigt.
Bleibt abzuwarten, ob die versprochene Erhöhung der Genauigkeit insbesondere auch den kritischen Bereich unter 70mg/dl betrifft.
Viel verwirrender ist aber, dass die Libre-Statistik ganz stur bei allen Fehlmessungen bleibt - und das obwohl ich bei nahezu allen Messungen unter 50mg/dl blutige Gegenmessungen durchführte und diese AUSNAHMSLOS Werte über 65mg/dl anzeigten, meistens sogar über 85mg/dl und ich auch nie das Gefühl von starkem Unterzucker verspürte.
Was ist denn daran verwirrend? Es ist doch bekannt, dass man mit Freestyle Libre zwar auch Blutzuckermessungen durchführen kann (mit den passenden Teststreifen), dass die Blutzuckerergebnisse aber nicht verwendet werden, um den Sensor zu kalibrieren. Die Blutzuckerergebnisse haben also keinen Einfluss auf die künftigen Scanergebnisse.
Kann es sein, dass ich da was durcheinander gebracht habe? Genau WISSEN tu ich nur, was mir mein Diabetologe erzählte.
Demnach fehlt dem "alten" Libre etwas (vielleicht u.a. ein CE-Zeichen - - ich weiß es nicht mehr) weil eben dieser Alarm fehlt und das System so für den Anwender nicht sicher genug sei.
Dies wiederum sei der einzige Grund für die Einführung der Version 2.
Das sind die rt-CGM-Systeme, die seit 2016 unter bestimmten Bedingungen von der Krankenkasse bezahlt werden sollen. In diese Kategorie gehörte das Freestyle Libre bislang nicht, weil die Daten nicht in Echtzeit übertragen werden (rt für real time) und somit keine Alarme möglich sind. Das Freestyle Libre 2 wird offenbar ein rt-CGM sein. Aber eigentlich kann Abbott das egal sein, weil sie mitlerweile mit den meisten Kassen Vereinbarungen haben, dass die Kosten übernommen werden.
Die fehlenden Alarme sind aber offenbar ein oft genannter Kritikpunkt, den zum Beispiel mein Arzt auch angesprochen hat. Deswegen haben sie da wohl nachgerüstet, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Aber dann muss es für Abbott eine andere NOTWENDIGKEIT geben, diesen Alarm einzuführen.
Nicht für alles, was eingeführt wird, gibt es eine zwingende Notwendigkeit.
Es kommen immer neue Geräte mit Alarmfunktionen auf den Markt, da wollte Abbott offenbar konkurrenzfähig bleiben.
Einerseits wird dem Libre ein Vorteil vom messen der Glukosehöhe ohne stechen gesprochen (Zitat: Es ist die nächste Generation des FreeStyle Libre-Systems, das eine Glukosebestimmung ohne routinehaftes Fingerstechen ermöglicht... /Zitat) Zugleich wird dieser Glukosewert als Therapiegrundlage angepriesen (Zitat: Der Nutzer kann dann auf die erhaltenen Informationen mit seinen Entscheidungen zu Medikation oder Nahrungsaufnahme reagieren /Zitat) obwohl Abbott einen großen Unterschied zwischen Glukose und Blutglukose macht.
Für mich ist das bewusstes Täuschen der Anwender und viele von uns (auch der informierten User dieses Forums) fallen darauf herein.
Da bei niedrigen Glukosewerten gewarnt wird, obwohl keine niedrigen Blutglukosewerte vorliegen wird dieser Unterschied erneut und verstärkt verschleiert. Diese Arlarmneuerung ist für mich absolut unsinnig und kein Grund zum Libre zurück zu kehren.
Das ist bei den bisherigen Anbietern von rt-CGM-Geräten auch nicht anders.
Gemessen wird nicht im Blut, sondern in der Zwischenzellflüssigkeit.
Wenn anhand von blutigen Messungen "kalibriert" wird, heißt das nur, dass der Blutzucker aufgrund des Zuckergehaltes in der Zwischenzellflüssigkeit und einer oder mehrerer parallel gemessenen Blutzuckermessungen
geschätzt wird. Das Ergebnis ist kein echter Blutzuckerwert, sondern eine Art Zwischending zwischen Blutzucker und Zuckergehalt in der Zwischenzellflüssigkeit.
Als Anwender müssten wir beim Libre mit zwei verschiedenen "Fehlern" leben die wir aber nicht immer unterscheiden können.
Der grobe Fehler entsteht bei meinen Sensoren und bei jenen meiner Frau, wenn man den Sensor sofort nach dem Setzen in Betrieb nimmt/nehmen muss, falls man keine Wartezeit (ich sag mal >12h) ermöglichen kann. Dann wird OHNE KORREKTUR mit falschen Werten gerechnet und das System ist praktisch nicht zu gebrauchen.
Diesen Fehler kenne ich nur vom Hörensagen. Ich habe diesen Fehler noch nie aus eigener Erfahrung erlebt. Die Werte des Freestyle Libre sind bei mir in den ersten 12 Stunden und in den letzten 2 Tagen der Nutzungsdauer auch nicht genauer oder ungenauer als zu jedem anderen Zeitpunkt. Ich werde aber in Zukunft verstärkt darauf achten und Kontrollmessungen durchführen.
Aber dieses Problem, wenn es denn bei dir und deiner Frau regelmäßig so auftritt, müsste sich doch dadurch lösen lassen, dass der Sensor eben nur 12 statt 14 Tage getragen wird und der neue Sensor bereits gesetzt wird, wenn der alte vorraussichtlich noch 12 Stunden korrekt funktioniert, oder?
Über den augenscheinlich kleineren Fehler wird man von Abbott leider nur "halbherzig" aufgeklärt.
Ich zitiere von … (weiß ich nicht mehr woher )
Wer damit nicht leben kann muss die Finger vom Libre lassen…
In diesem Zusammenhang macht Abbott noch "Werbung" mit dieser Erklärung:
Für mich ist der letzte Satz Grund genug, trotz aller Schwierigkeiten bei Libre zu bleiben.
Dabei erhält er auch ein Profil der Schwankungen seines Glukosespiegels.
Das ist mir VIEL WICHTIGER als ein absolutes Messergebnis, was ich mit dem eines anderen Systems sowieso nie vergleichen könnte.
Der „augenscheinlich kleinere Fehler“ ist aber offenbar Kladie ein besonderer Dorn im Auge.
Auch Du unterliegst so dem Marketinggetöse von Abbott! Du erhälst nämlich kein Profil der Schwankungen des Glukosespiegels mit dem du was anfangen kannst.
Ich habe schon den Eindruck, dass Gyuri etwas mit dem Profil anfangen kann, und ich kann es auch.
Ich kann zum Beispiel bei erhöhten Werten vor dem Essen nach der Insulininjektion gezielt warten, bis der Glukosewert (in der Zwischenzellflüssigkeit!) wieder in der Nähe von 100 ist, und erst dann essen. Das hat mit Sicherheit einen positiven Einfluss auch auf den Blutzuckerverlauf.
Abbott rechnet nämlich noch die Messwerte der Sensoren um und das mit einem Algorithmus, der ein Geheimnis von Abbott ist. Deshalb gibt es ja gerade den Unterschied zwischen Glukose und Blutglukose.
Der „prädiktive Algorithmus“ von Abbott ist sicherlich nicht der Grund für den Unterschied zwischen dem, was Abbott „Glukosewert“ nennt und dem Blutzucker. Die hochgestellte 60 am Ende des Satzes deutet darauf hin, dass im Originaltext noch eine Quellenangabe folgt, wo man mehr darüber nachlesen könnte. Schade, dass sich Gyuri nicht mehr an die genaue Quelle erinnert.
Die Darstellung vom Abbott deutet aber darauf hin, dass Abbott hier lediglich eine kleine Korrektur des eigentlichen Messwertes vornimmt, also aufgrund des bisherigen Verlaufes den weiteren Verlauf in den folgenden ca. 5 Minuten schätzt. Ein großer Fehler kann dadurch eigentlich nicht entstehen.
Wichtig ist, das das Ganze ein (voraussichtlicher) Glukosewert in der Zwischenzellflüssigkeit bleibt. Abbott erhebt nicht den Anspruch, aus den Glukosewerten in der Zwischenzellflüssigkeit den Blutzucker hochrechnen zu können.
Der wesentliche Unterschied zwischen Glukosewert des Freestyle Libre und Blutzucker ist und bleibt, dass der eine Wert im Blut und der andere in der Zwischenzellflüssigkeit ermittelt wird. Und das führt eben zu mehr oder weniger großen Abweichungen, die zudem nicht immer gleich groß sind.
Allein mit der Diffusionsproblematik (Glukose vom Blut in die Zellen laut Abbott von 5 - 15 Minuten) lässt sich das nämlich nicht erklären. Die Unterschiede der Meßwertanzeigen sind auch vorhanden wenn sich der BZ über längere Zeit gar nicht verändert und deshalb nichts diffundiert!
Der Sachverhalt ist tatsächlich deutlich komplexer und nicht allein mit der Diffusionsproblematik erklärbar. Aber zumindest die Diffusionsproblematik sollte man erst mal verstanden haben. Es ist nämlich durchaus nicht so, dass nichts diffundiert, wenn der BZ über längere Zeit konstant bleibt.
Wenn der BZ konstant bleibt, heißt das zunächst nur, dass genauso viel Zucker ins Blut hinein wie hinaus fließt. Auch unter basalen Bedingungen gibt die Leber etwa 10g Glukose pro Stunde ins Blut ab. Im Idealfall fließt genau die gleiche Menge auch wieder ab. Nur ein Teil davon (<30%) geht vom Blut direkt in die Zellen (abhängig vom Insulinspiegel im Blut). Der Rest diffundiert in die Zwischenzellflüssigkeit, wo sich nicht nur Zucker, sondern auch ein großer Teil des Insulins (mehr als im Blut!) befindet. Dieses Insulin wiederum sorgt dafür, dass auch aus der Zwischenzellflüssigkeit Glukose in die Zellen transportiert wird. Der Nachschub für diese abtransportierte Glukose ist dann der Zucker, der aus dem Blut in die Zwischenzellflüssigkeit diffundiert.
Wenn man nun Zucker ist, um den Blutzucker zu steigern, dann wird dieser Zucker immer zunächst ins Blut gehen und erst von dort in die Zwischenzellflüssigkeit diffundieren. Wer den Glukosewert in der Zwischenzellflüssigkeit misst, egal ob mit Freestyle Libre oder einem anderen CGMS, wird ihn dort erst mit einer gewissen Verzögerung beobachten können. Diese Verzögerung liegt im Durchschnitt der Bevölkerung bei 5 bis 10 Minuten, kann aber bei Einzelpersonen auch deutlich größer sein. Insbesondere bei Unterzuckerungen habe ich schon erlebt, dass der Bluzucker nach 10 Minuten bereits deutlich gestiegen war, aber der Glukosewert in der zwischenzellfflüssigeit erst nach 30-60 Minuten angestiegen war!
Etwas anders ist die Situation bei sinkenden Blutzuckerwerten. Im Durchschnitt gibt es zwar auch da eine Verzögerung von 5-10 Minuten, d.h. zuerst sinkt der Blutzucker und erst 5-10 Minuten später der Glukosewert in der Zwischenzellflüssigkeit. Aber bei mir gibt es diese Verzögerung bei sinkenden Werten überhaupt nicht. Der Glukosewert des Freestyle Libre sinkt annähernd zeitgleich mit dem Blutzucker, eher sogar etwas früher.
Das ist auch durchaus plausibel, denn ich injiziere das Insulin ja nicht direkt ins Blut, sondern ins Unterhautfettgewebe. Von dort geht zumindest ein Teil direkt ohne den Umweg über das Blut in die Zwischenzellflüssigkeit und kann da bereits wirken, wenn im Blut noch nichts angekommen ist.
Ob das bei vielen anderen Diabetikern genauso ist, weiß ich nicht. Das müsste jeder für sich selbst ausprobieren. Das kann durchaus sein, dass das eine sehr individuelle physiologische Erscheinung bei mir persönlich ist.
Aber wenn man entsprechend mit den verschiedenen Messmethoden experimentiert, dann kann man letztlich schon mit den Messwerten des Freestyle Libre etwas anfangen und auch die Einstellung des Blutzuckers verbessern.
Ich sehe das Problem nicht so sehr in der „halbherzigen“ Aufklärung oder gar „bewussten Verschleierung“ durch die Fa. Abbott. Auch Schulungsprogramme, die von der Messgeräteindustrie unabhängig sind, gehen kaum darüber hinaus, über die durchschnittliche Verzögerung von 5-10 Minuten zwischen Blutzucker und Glukosewert in der Zwischenzellflüssigkeit aufzuklären, ohne im Detail über die genauen zusammenhänge zu informieren.
Abbott hat da ein Wunderwerk an Software erstellt.
Das wundert mich jetzt wirklich, dass man zu dieser „Panikmaschine“ ernsthaft „Hurra“ schreien kann. Das einzig Gute an der Software ist, dass es ihr bislang (trotz intensiver Bemühungen!) nicht gelungen ist, die Auswertung der Daten durch SiDiary zu unterbinden.
Schon die Eingabe von eigentlich wichtigen Daten zur Insulindosierung und Ernährung ist so umständlich, dass es eine totale Spaßbremse ist. Dann dieses entsetzliche Diagramm über „Ereignisse mit niedrigem Glukosewert“, das meinem Arzt regelmäßig den Angstschweiß auf die Stirn treibt. So etwas wäre vielleicht sinnvoll, wenn das Gerät im niedrigen Bereich zuverlässiger wäre.
Ein „Wunderwerk an Software“ würde ganz anders aussehen.