Eine Anmerkung habe ich noch
(…)
Die ‚historischen‘ Daten habe ich ausgelesen (…)
Genau das mache ich bei meinen Betrachtungen auch. Ich habe immer wieder festgestellt, dass es zwischen dem Einzelscan und der Zahlenreihe der historischen Daten einen Unterschied geben kann.
Ich betrachte die Einzel-Scan-Ergebnisse nie als das Maß aller Dinge und bin davon überzeugt, dass es mit einzelnen blutigen Messungen genauso läuft. Da spielen einfach zufällige Abweichungen eine ganz große Rolle.
Darum halte ich einen Vergleich zwischen Einzel-Scan und Einzel-Blutmessung nur bedingt aussagekräftig.
Im täglichen Gebrauch schaue ich auch nicht nur auf den aktuellen Scanwert, sondern beachte natürlich auch den Kurvenverlauf.
Für den statistischen Vergleich benötige ich aber jeweils Zahlenpaare, und da habe ich mich entschieden, den Blutzuckerwerten jeweils den ersten historischen Wert zuzuordnen, der nach der Blutzuckermessung gespeichert wurde. Auf diese Weise müsste die zeitliche Versetzung zwischen BZ und Glukosewert in ZZW einigermaßen korrigiert sein.
Grundsätzlich ist aber ein Einzelscan nicht ungenauer als ein ‚historischer‘ Wert. Beim Vergleich benachbarter historischer Werte sind die Unterschiede ähnlich groß wie beim Vergleich eines gescannten Wertes mit dem letzten historischen Wert. Die gescannten Werte werden mit dem gleichen Algorithmus verrechnet, der auch für die historischen Daten verwendet wird.
Beeindruckend ist aber der Vergleich zwischen den historischen Daten der beiden Libre-Kurven.
Ich meine ( ) es zeigt den vergeblichen Versuch, Libre2 "noch" genauer zu machen indem man irgend was an den Messergebnissen manipuliert um es so aussehen zu lassen, dass das gleiche wie bei blutigen (Einzel-) Messungen rauskommen soll.
An den Messergebnissen hat man ja schon früher mit dem ominösen Algorithmus herummanipuliert. Ich weiß nicht, was genau gegenüber den alten Sensoren verändert wurde, aber möglicherweise ist es neben dem Einbau eines Bluetooth-Senders auch der Algorithmus, eventuell auch die genaue Zusammensetzung des Sensors.
Das FSL2 zeigt _mit dem aktuellen FSL2-Sensor- bei mir ebenfalls höhere Werte an und das ist gut so, denn wenn man den Beobachtungen im Internet folgt zeigt das FSL1 nachweislich (gerade im unteren Wertebereich) falsch niedrige Werte an.
Das FSL2 mit dem aktuellen Sensor zeigt bei mir Werte an, die besser zu meinem Körpergefühl passen. Das waren meine größten Bedenken überhaupt vor dem FSL2, da ich wusste, dass das FSL1 bei mir generell zu niedrig anzeigte und ich dort selten mit BE gegensteuern musste/wollte und mir das FSL2 dann viel zu häufig uninteressante Alarme präsentiert hätte.
Nach dieser Woche finde ich den Trigger für niedrige Alarme sehr gut _für mich_ passend.
Das FSL2 zeigt stattdessen bei mir deutlich zu hohe Werte an, der Alarm hat gleich am ersten Tag absolut versagt, weil das Gerät noch bei einem Wert von 84mg/dL war, obwohl der BZ bereits bei unter 40mg/dL lag. Das darf absolut nicht passieren. Wenn man einen Alarm einbaut, dann muss man einkalkulieren, dass dieser eventuell mal falsch positiv reagiert und vor einer Unterzuckerung warnt, die gar nicht vorhanden ist, aber nicht, dass ein Alarm falsch negativ nicht ausgelöst wird, obwohl tatsächlich eine Unterzuckerung vorliegt.
Ein Wertepaar aus Hypoglykämie (Blutzucker<50) und Messwert des FSL über 80 habe ich mit dem FSL1 in über drei Jahren nicht gehabt.
Insgesamt tue ich mich schwer (das ist nicht böse gemeint), dass Du zwar tolle Auswertungen, Kurven und Berechnungen zeigst und damit suggerierst, einen rel. hohen Standard an die Genauigkeit Deiner Ergebnisse zu haben, aber so lange man die Sensordaten gegen ein Heimdiagnostik-BZ-Gerät bewertet (das ebenfalls erhebliche Messtoleranzen haben darf und hat), kann man damit vielleicht aus Sicht Abbott entscheiden, ob man aus Kulanz mal einen Sensoraufall tauschen möchte. Aber harte Normenanforderungen an die für Diagnosegeräte gestellte Genauigkeit sollte man dann besser gegen entsprechend kalibrierte und geeichte Labormessgeräte prüfen.
Ich würde gerne mit einem genaueren Gerät vergleichen, aber ich habe leider keines.
Die Werbeversprechungen von Abbott (MARD 9,5%, 86,7% der Messwerte in Zone A des Parkes-Error-Grid, 99,7% in Zone A und b) beziehen sich ja ebenfalls ausdrücklich auf den Vergleich mit Freestyle-Precision:
https://freestyle.de/fachkreise/freestyle-libre/messgenauigkeit/Die Genauigkeit des Freestyle-Precision-Systems (Teststreifen) ist bekannt. Die Abweichungen von einem Laborgerät sollten im Durchschnitt bei ca. 4% liegen.
Ich bin der letzte, der eine absolute Genauigkeit der BZ-Werte postulieren würde, aber bei einem MARD-Wert von 20% oder mehr ist es nicht angebracht, die Schuld auf den BZ-Wert abzuwälzen
Wenn die Abweichungen der Scanwerte von FSL1 und FSL2 nun im Durchschnitt 20% oder noch mehr von den BZ-Werten mit Freestyle-Precision abweichen, ist offenbar die Messung beider FSL-Geräte wesentlich ungenauer als die BZ-Messung, sonst könnte FSL2 nicht so stark von FSL1 abweichen.
Die Frage ist natürlich immer noch, ob das technische oder physiologische Gründe hat. Bisher war ich zugunsten von FSL davon ausgegangen, dass eventuell aus physiologischen Gründen der Glukosewert im ZZW tatsächlich im Durchschnitt deutlich niedriger ist, als der BZ. Diese Hypothese ist aber nicht mehr haltbar, wenn FSL2 nun anzeigt, dass angeblich genau das Gegenteil der Fall ist. Dann ist offenbar FSL grundsätzlich nicht in der Lage, den Glukosewert mit einer Genauigkeit von deutlich unter ± 20% zu messen.
Somit ist die BZ-Messung eindeutig wesentlich genauer als die Messung im ZZW. Also müsste konsequenterweise auch eine Kalibrierung in Betracht gezogen werden.
Zur genaueren Abschätzung der Messgenauigkeit des FSL bräuchte man letztlich ein Referenzgerät, dass den Glukosewert ebenfalls nicht im Blut, sondern im ZZW misst. Mir ist nicht bekannt, ob es derzeit überhaupt geeignete Geräte gibt. Ich habe jedenfalls keines, und die Praxis meines Diabetologen hat auch keins.
Und ja, da Sensorchargen, Produktionsschwankungen, Setzstellen und viele Dinge mehr Einfluss haben können, können Deine Ergebnisse auf lange Sicht ganz anders aussehen, 4 Tage ist ein extrem schmales Zeitfenster.
4 Tage sind für ein endgültiges Urteil definitiv zu wenig. Aber ewig werde ich auch nicht mehr auf wundersame Verbesserung der Statistiken warten.
In den ersten 4 Tagen hat FSL2 bislang jedenfalls nicht überzeugen können.
Übrigens: aufgrund der neuen technischen Komponenten ist das Gerät jetzt etwas schwerer und hat sich als ziemlicher Stromfresser entpuppt. Ich musste den Akku schon zweimal aufladen. Bei FSL1 brauchte ich das eigentlich nie. Es bekam genug Strom, wenn ich jeden Tag die Daten nach Sidiary übertragen habe.