Autor Thema: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?  (Gelesen 12956 mal)

Offline tannie1973

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Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« am: August 20, 2009, 21:26 »
Hallo ihr Lieben,

ich habe mal eine Frage an die Fachleute hier.....
Nachdem ich Byetta nicht mehr vertragen hatte und es vom Arzt her keine Indikation mehr für die Verschreibung gab, hat
er mich jetzt auf Metformin plus 1 Tabl. Januvia eingestellt! Das Januvia nehme ich jetzt seit 4 Wochen!
Soweit alles gut.... ich habe nur vor ein paar Tagen gelesen, dass die Einnahme von Januvia über längere Zeit zu
Bauchspeicheldrüsenkrebs führen kann!? Leider ist mein Dok zur Zeit im Urlaub und ich kann ihn dazu nicht befragen!
Habt ihr davon schon mal was gehört/gelesen?

Ich mache mir nämlich zur Zeit super viele Gedanken, da der Mann meiner Freundin mit 33 an einem Gehirntumor erkrankt ist!
Ist natürlich was anders, aber wenn sowas im eigenen Umfeld passiert macht man sich halt auch zwangsläufig über sein eigenes Leben und sein Gesundheit
gedanken.... ???

Danke und Viele Grüße
Tannie
Viele Liebe Grüße,
Tanja

Offline Joa

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #1 am: August 20, 2009, 22:41 »
Hallo Tannie,

Nachdem ich Byetta nicht mehr vertragen hatte und es vom Arzt her keine Indikation mehr für die Verschreibung gab, hat
er mich jetzt auf Metformin plus 1 Tabl. Januvia eingestellt!

Das halte ich für recht wenig erfolgversprechend.

Januvia hemmt den Abbau des im Darmgewebe produzierten Hormons GLP-1 (der übergeordnete Begriff ist Inkretine), das u.a. den gestörten Betazellen hilft, Insulin freizusetzen.
Bei Typ 2, zumindest vielfach, ist auch die Bereitstellung von GLP-1 reduziert.

Byetta ist eine Art von Inkretin und ein  GLP-1 Ersatz, mit vergleichbarer Wirkung auf die Betas.

Metformin hat mehrere Wirkungsansätze. U.a., vermutlich sogar insbesondere, regt es Darmzellen genetisch an, etwa 75% mehr GLP-1 zu basteln.

In Verbindung mit Januvia, dass den Abbau von GLP-1 stark verlangsamt, erhöht sich also die GLP-1 Wirkung auf die Betas und deren Insulinproduktion.

Ich kann jetzt nicht sagen, ob durch Januvia der Abbau von Byetta, als GLP-1 Ersatzt gehemmt wird. Ich vermute mal ja.

Letztlich versucht der Doc nun medikamentös bei Dir das geringe GLP-1 durch Metformin zu erhöhen und dessen Wirkzeit durch Januvia zu verlängern.

Ich persönlich würde das nicht wählen, sondern lieber Metformin und Insulin als Kombination nehmen.
Aus meiner Sicht ist Insulin für die Betas des Typ 2 die beste Form der Entlastung, wenn es gut dosiert und zeitlich gut abgestimmt verabreicht wird.

Somit kann es, bei sinnvoller Anwendung vermutlich auch am ehesten, den Zerstörungsfortgang der Betas beim Typ 2 ausbremsen.

Aaaber, das sind jetzt theoretische Spekulationen eines Typ 1er der auch kein Diabetologe, Pharmakologe oder sowas ist. Vielleicht druckst Du das mal aus und besprichst es mit Deinem Doc?

Die Thematik haben wir auch grade im Theorieboard am Wickel, wenn auch in etwas anderem Zusammenhang.
Vielleicht schaust Du mal da rein? http://www.forum.diabetesinfo.de/forum/index.php/topic,8064.0.html

Zitat
Das Januvia nehme ich jetzt seit 4 Wochen! Soweit alles gut....

Na, das hört sich doch schon mal ganz erfogreich an?

Zitat
ich habe nur vor ein paar Tagen gelesen, dass die Einnahme von Januvia über längere Zeit zu Bauchspeicheldrüsenkrebs führen kann!?

Ich hab mal schnell Google gefragt, aber so, husch, husch, nix gefunden.

Zitat
Leider ist mein Dok zur Zeit im Urlaub und ich kann ihn dazu nicht befragen!

Warten bis Dein Doc wieder aus dem Urlaub zurück ist?

Wie oben schon gesagt, bin ich eher Verfechter der primären Insulinanwendung zur Entlastung der Betas. Sozusagen des "Naturheilverfahrens".

Weil Insulin wird weitgehend in der Form verabreicht, in der es auch im Körper vorkommt. (Diskussionen um mögliche Nebenwirkungen von Analog-Insulinen mal außen vor). Und es ist das am längsten bekannte und angewandte Therapeutikum bei Diabetes Typ 1 (seit fast 90 Jahren), also auch recht gut beobachtet und auf diverse Nebenwirkungen hin eingehend erforscht.

Gruß
Joa
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Offline tannie1973

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #2 am: August 21, 2009, 10:07 »
Hallo Joa,

vielen Dank für deine Antwort.... ich werde meinen Dok auf jeden Fall ansprechen! Aber du weisst ja wie das ist, man denkt
immer drauf rum und muss warten, dass er aus dem Urlaub wieder da ist!  ;)

Mit dem Metformin in Verbindung mit dem Januvia macht wohl irgendwie Sinn, denn es gibt die Verbindung ja auch in einer
Tablette (Janumet)!?

Das mit dem Bauchspeichedrüsenkrebs hatte ich in einem anderen Forum gelesen! Hat also keine sichere Quelle und muss
auch nicht stimmen... aber es geistert immer im Kopf rum! Wenn das Risiko wirklich erhöht ist, dann möchte ich es auf keinen Fall nehmen!
Mein Langzeitzuckerwert ist im Moment bei 6,3. Das ist zwar noch verbesserungswürdig (lt. Dok.) aber ich finde nicht dramatisch, so dass
das gerechtfertigt ist, ein Medikament zu nehmen, welches evtl. Krebs fördert!

Viele Grüße
Tannie
Viele Liebe Grüße,
Tanja

Offline MaKe

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #3 am: August 21, 2009, 10:23 »
Hallo Tannie

Mein Langzeitzuckerwert ist im Moment bei 6,3. Das ist zwar noch verbesserungswürdig (lt. Dok.) aber ich finde nicht dramatisch, so dass
das gerechtfertigt ist, ein Medikament zu nehmen, welches evtl. Krebs fördert!

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.
Wenn der 6,3er nicht nur nun positiver Ausreißer nach unten ist sondern du immer so liegst und dich wohl fühlst würde ich da gar nicht viel dran machen.

Viele Grüße
Mathias  :)


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Offline Joa

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #4 am: August 22, 2009, 11:11 »
Moin Tannie,

... ich werde meinen Dok auf jeden Fall ansprechen! Aber du weisst ja wie das ist, man denkt
immer drauf rum und muss warten, dass er aus dem Urlaub wieder da ist!

Klar, wenn man auf sowas gedanklich rumkaut, möchte man die Sache möglichst schnell geschluckt oder ausgespuckt bekommen.

Erst mal aber ist es prima, dass die Theapie bei Dir so gut anschlägt.  :ja:

Zitat
Mit dem Metformin in Verbindung mit dem Januvia macht wohl irgendwie Sinn ...

Yep. Die beiden ergänzen sich funktionell gut.  :super:
Alternativ wäre dann auch an Insulin & Metformin denkbar. Wobei das Insulin aber beim Typ 2 immer einen disziplinierten und kontrollierten Gebrauch voraussetzt, damit es nicht zu einem Masteffekt kommt, mit dem Typ 2 zumeist eh zu kämpfen hat.

Zitat
... Bauchspeichedrüsenkrebs ... Wenn das Risiko wirklich erhöht ist, dann möchte ich es auf keinen Fall nehmen!

Also da täte ich mir aktuell erst mal kein Kopfzerbrechen bereuten. Selbst wenn sich irgendwo ein paar Korrelationen verstecken, bei Google hab ich auf die Schnelle nichts gesehen, wird das sicher nicht relevant sein, zumindest bis Dein Arzt wieder aus dem Urlaub zurück ist.  :zwinker:

Zitat
  ... aber ich finde nicht dramatisch, so dass das gerechtfertigt ist, ein Medikament zu nehmen, welches evtl. Krebs fördert!

Das muss man dann ggf. natürlich für sich abwägen. Aber einen aktuellen Grund für akute Unruhezustände sehe ich keineswegs.  :ka:

Gruß
Joa
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Offline johann

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #5 am: August 22, 2009, 11:17 »
Hallo Tannie,

aufgrund der bisherigen Studien und der klinischen Erfahrungen gibt es offensichtlich keine Anhaltspunkte, dass die neuen Inkretinmimetika oder die  DPP-4-Hemmer, wie z.B. Januvia,  den Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) fördern.
Deshalb würde ich mir also keinen Kopf machen.

Das Arzneitelegramm (kompetente Medikamentenkritik) bewertet allerdings Januvia
als wirkschwach und ohne therapeutischen Stellenwert.

Sitagliptin (Januvia®) ist  in der EU zugelassen für die Behandlung von Patienten mit Diabetes Typ 2 in Kombination mit Metformin oder einem Glitazon, wenn bei Monotherapie mit diesen Substanzen plus Diät und Bewegung der Blutzucker nicht ausreichend gesenkt werden kann.

Die neuen Antidiabetika senken den Blutzucker jedoch nur  effektiv und lang anhaltend, ohne dabei unerwünschte Effekte wie Hypoglykämien oder eine Gewichtszunahme zu verursachen, wenn die Betazellen der Bauchspeicheldrüse noch in der Lage sind, genügend Insulin zu produzieren.

Inkretinmimetika und DPP-4-Hemmer sind offenbar eine willkommene Option, wenn die Insulintherapie oder die Gabe von Insulinsekretagoga eine unerwünschte Gewichtszunahme bewirken oder befürchten lassen.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline tannie1973

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Re: Januvia und Bauchspeicheldrüsenkrebs?!?
« Antwort #6 am: August 22, 2009, 15:21 »
Hallo Ihr Lieben....

vielen Dank für Eure Antworten  :prost:
Jetzt bin ich viel ruhiger und werde erstmal so weiter machen und die nächsten Werte abwarten!
Insulin möchte ich erstmal noch nicht so gerne nehmen, da ich sowieso mit dem Gewicht kämpfe!
Das wäre so der letzte Weg, wenn die Werte richtig schlecht werden!
Ausserdem hab ich jetzt zusätzlich noch mit 3 mal die Woche Sport angefangen  :banane: und hoffe, dass das
auch nochmal was bringt!!

Lieben Dank und viele Grüße
Tannie

Viele Liebe Grüße,
Tanja