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Diabetesfragen => Orale Therapie => Thema gestartet von: darkside667 am Dezember 13, 2012, 16:56

Titel: Typ1 und Jalra
Beitrag von: darkside667 am Dezember 13, 2012, 16:56
Hallo Forum,

ich habe heute von meiner Ärztin Jalra bekommen. Sie meinte, es wäre jetzt auch für Typ1er zugelassen.
Da meine Werte morgens immer so zwischen 200 und 250 mg/dl liegen und auch die Anpassung meiner BE Faktoren den BZ nicht genügend senken, soll ich Jalra mal probieren.
Gibt es hier jemanden, der auch Jalra nimmt? Ist das auch gut verträglich?

Olaf
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Adrian am Dezember 13, 2012, 18:05
Was bedeutet morgens? Meinst Du nüchtern?

Was soll die Erhöhung von Inkretinen wie GLP-1 bei Typ1-Diabetikern bringen, wenn die Bauchspeicheldrüse eh kein Insulin mehr abgeben kann.
Soweit ich weiß erhöht das Dir vorgeschlagene Medikament  den Spiegel, indem es den Abbau ver-/behindert.
Es Beeinflusst nach meinem Kentnisstand also den Blutzucker überwiegend über den Glucagonspiegel.

Auch wenn eine Studie an der Univeristät Lund folgendes ergeben hat: "Vildagliptin Reduces Glucagon during Hyperglycemia and Sustains Glucagon Counterregulation during Hypoglycemia in Type 1 Diabetes", wäre mir nicht ganz wohl dabei.

Außerdem: Kann ein niedriger Glucagonspiegel Resistenzen abbauen oder verhindern, die durch einen zu niedrigen Insulinspiegel entstehen bzw. entstanden sind?
Zu Vildagliptin habe ich die Information gefunden, dass es z.B. nicht zur Bekämpfung von Ketoazidosen verwendet werden kann/darf.

Und bei Nüchternwerten über 200 vermute ich sehr stark, dass Resistenzen vorliegen. Es sei denn, du isst extrem viel Fett/Eiweiß am Abend zuvor.
Bekommst Du die werte denn schnell wieder nach unten?

Wenn die Nüchternwerte nicht passen würde ich lieber an meiner Basalversorgung basteln.
Oder sind bei Dir zu hohe Glucagonwerte gemessen worden und das ist der Grund für die Entscheidung zu Vildagliptin?

lg
Adrian
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: darkside667 am Dezember 13, 2012, 21:47
Ja genau, nüchtern sind morgens meine Werte hoch. Und ich bekomme die dann auch die nächsten Tage nicht runter.
Ich bin schon bei 30 i.E. Lantus. BE Faktoren sind morgens 3, mittags 1,5 und abends 2,5.
Das ganze geht nun schon seit einem halben Jahr so und an meinem Essverhalten habe ich nichts geändert.

Meine Ärztin wollte mir Metformin zusätzlich geben aber das vertrage ich überhaupt nicht.
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Adrian am Dezember 14, 2012, 04:06
Metformin auch noch. Das klingt doch sehr nach mit Typ2-Medizin auf Typ1 schießen.

Ist die Ärztin Diabetologin und betreut auch andere Typ-1-Diabetiker?


Was spricht dagegen, das Basalinsulin noch weiter zu erhöhen. Unterzuckerst Du zu anderen Zeiten (... wenn nicht gerade Resistenzen da sind)?
Was für ein Schema verwendest du, um aus der Resistenz herauszukommen. Um herauszukommen braucht man viel Insulin. Dies führt zu Down-Regulation ("Gewöhnung an Insulin"), weswegen in der Regel dann auch die Basalrate angehoben werden muss.
Wenn man das nicht macht, ist man sehr schnell wieder in der nächsten Resistenzfalle, da nun die Basalrate relativ zu gering ist.

lg
Adrian
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 14, 2012, 10:41
Metformin auch noch. Das klingt doch sehr nach mit Typ2-Medizin auf Typ1 schießen.

Nein. Das klingt für mich eher danach daß sie die Leberglucoseausbremsen will. Metformin kann man durchaus auch bei DM1 einsetzen um den Insulinbedarf zu senken.

Was ein DPP4-Hemmer da bewirken soll weiß ich aber auch nicht. Es sei denn es liegt Übergewicht vor, dann hätte beides (Metformin und Jalra) den gleichen Zweck: Körpergewicht normalisieren helfen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Adrian am Dezember 14, 2012, 14:44
Metformin auch noch. Das klingt doch sehr nach mit Typ2-Medizin auf Typ1 schießen.

Nein. Das klingt für mich eher danach daß sie die Leberglucoseausbremsen will. Metformin kann man durchaus auch bei DM1 einsetzen um den Insulinbedarf zu senken.
Wobei ich mich Frage warum das notwendig ist, bei 30IE Basal am Tag also ca. 60 Einheiten insgesamt.
Sonderlich viel ist das ja nicht.

Gut, mit der Pumpe mache ich die Feinjustierung darüber. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Metformin nicht doch auch Unruhe reinbringt, weil es nicht immer 100%ig gleich wirkt.
Zitat
Was ein DPP4-Hemmer da bewirken soll weiß ich aber auch nicht. Es sei denn es liegt Übergewicht vor, dann hätte beides (Metformin und Jalra) den gleichen Zweck: Körpergewicht normalisieren helfen.
Bezüglich der Diabetestherapie wäre es aber erstmal wichtig, die BZ-Werte zu stabilisierten.
Falls die Gewichtsabnahme der Hauptzweck war, hätte die Ärztin das denn nicht sagen sollen?

Olaf, ich glaube jetzt musst du uns mal weiter aufklären, unsere Glaskugeln sind doch recht neblig ;)

lg
Adrian
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joa am Dezember 16, 2012, 19:06
Was ein DPP4-Hemmer da bewirken soll weiß ich aber auch nicht. Es sei denn es liegt Übergewicht vor, dann hätte beides (Metformin und Jalra) den gleichen Zweck: Körpergewicht normalisieren helfen.
Bei Typ 1 ohne nennenswerte Restinsulinproduktion mag Metformin ja noch eine gewisse Teilwirkung bringen, wenn Resistenzfaktoren der Typ II Richtung vorliegen. Metformin reguliert ja so einiges, u.a. auch im Fettstoffwechsel der Zellen.

Welche wundersame Wirkung dann allerdings ein DPP-4 Hemmer haben soll ist mir absolut unverständlich.
Allenfalls nachvollziehbar als Studie zu möglichen Collateral-Nebenwirkungen ... die bei den DPP-4 Hemmern nun auch noch längst nicht wieder vom Tisch gewischt sind?

Gruß
Joa
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 17, 2012, 11:28
Welche wundersame Wirkung dann allerdings ein DPP-4 Hemmer haben soll ist mir absolut unverständlich.

Wie gesagt: wenn Gewichtsnormalisierung angestrebt wird könnte ich mir da einen Off-Label-Use als Appetitzügler vorstellen.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joa am Dezember 17, 2012, 15:17
Wie gesagt: wenn Gewichtsnormalisierung angestrebt wird könnte ich mir da einen Off-Label-Use als Appetitzügler vorstellen.
Appetitzügelei mit DPP-4 Hemmern (bei funktionierender Inkretinproduktion des Typ 1) scheint mir wie Austernfischerei mit Dynamit?
Ein therapeutischer Effekt auf die Insulinwirkung/Ausschüttung ist nur in der Remission zu erwarten.

Gruß
Joa
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 18, 2012, 09:50
Was hat das mit der Insulinsekretion zu tun?

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joa am Dezember 18, 2012, 10:43
Na ja, der therapeutische Effekt der DPP-4-Hemmer (Gliptine) beruht ja darauf, dass sie den Abbau der körpereigenen Inkretine (GLP-1, GIP) hemmen?
Andere, angestrebte Effekte habe ich erstmal nicht im Blick.
Durch die DPP-4 Hemmung ergeben sich somit verlängerte Halbwertzeiten der Inkretine, die ihrerseits die Fähigkeit der Betazellen zur Erstanwort auf einen Glucosereiz stimulieren, jedoch auch, die Kapazität der Betazellen zur Insulinproduktion direkt unterstützen.
Auf die Unterstützung der Erstantwort kann der Typ 1 in der Remission wohl verzichten, da während der Nahrungspassage im Darm ausreichend Inkretine gebildet werden. Aber deren Halbwertzeitverlängerung unterstützt dann die Betazellen länger in der Insulinproduktion, was den reduzierten Betas hilfreich bei ihrem Insulin-Job zur Seite steht.

Die für Typ 1er unterdessen nicht unbekannte Gliptin-Therapie in der Remi zeigt den Effekt sehr schön, weil sie über die Nacht keine Wirkung zeigt. Zumindest wenn keine nächtlichen Zwischenmahlzeiten erfolgen. Denn dann sinken die Inkretinlevel, wenn auch langsamer durch die Hemmung gegen Null und somit ist Essig mit der Betazellunterstützung bei der Insulinherstellung.

Gruß
Joa
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: Joerg Moeller am Dezember 19, 2012, 08:05
Na ja, der therapeutische Effekt der DPP-4-Hemmer (Gliptine) beruht ja darauf, dass sie den Abbau der körpereigenen Inkretine (GLP-1, GIP) hemmen?

Deswegen schrieb ich ja "Off-Label-Use".  :zwinker:

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Typ1 und Jalra
Beitrag von: moewe am Dezember 19, 2012, 09:04
Hmm, um mal eine ganz andere Farbe ins Spiel zu bringen.... vielleicht liegt es ja an Lantus? Also bei mir kam damit nämlich ähnliches raus. Immer höhere Lantus-Mengen und alle Verschiebungen der Spritzzeiten brachten gar nichts. Im Prinzip habe ich immer wieder die Basal-Lücken mit Novorapid ausgefüllt, weswegen meine BE-Faktoren auch abenteuerlich waren.
Es half alles nix, das Lantus mußte weg und ich hab mich schweren Herzens für die Pumpe entschieden.

Das hat dann ein bissel gedauert, bis es flutschte, aber es tut. Aus heutiger Sicht gebe ich dem Lantus die Schuld an meinen extremen Schwankungen damals. Meiner Meinung nach funktioniert es einfach bei manchen Menschen nicht, warum auch immer. Bei mir dauerte es übrigens nach der letzten Lantus-Injektion etwa 8 Wochen, bis das Pumpeninsulin so funktionierte, wie es sollte.

Ich bin gespannt, wann die Wissenschaft mal herausfindet, daß die Verzögerungsstoffe aus dem Lantus eben nicht sofort abgebaut werden....

Hattest du schon mal Levemir oder andere Langzeitinsuline probiert?

Von zusätzlichen Tabletten für Typ 2 er halte ich auch nichts, zumindest nicht bei normalgewichtigen Typ 1ern.

Aber vielleicht kann uns Olaf ja mal ein paar mehr Hinweise geben?

Gruß
Ulrike