Autor Thema: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?  (Gelesen 8059 mal)

Offline Hobbit

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 363
  • Country: 00
  • Diabetestyp: ---
  • Therapie: ---
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #10 am: Mai 08, 2017, 19:29 »
So Korrekturen vor dem Frühstück mögen schön und recht sein, sie zielen aber am Problem vorbei.
Der Grund für einen hohen "Aufwachwert" muss man immer in der Vergangenheit suchen, egal was Lehrbücher als Grund angeben.
Wenn es sich um das "Aufsteh-Phänomen" (isoliert) handelt, kannst du in der Vergangenheit suchen bist du schwarz wirst - da steigt der BZ halt eben genau beim Aufstehen ziemlich schnell an und nicht schon in der Vergangenheit. Wenn man seinen BZ erst zum Frühstück (nach Aufstehen, Duschen, Rauchen, Fernsehschauen, Guten-Morgen-Bier und weiteren Ritualen) misst und kein Libre hat, dauert das Suchen sogar ziemlich lang.
Diabetes ist kein Zuckerschlecken

Offline Gyuri

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 2429
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #11 am: Mai 08, 2017, 21:11 »
(…) und kein Libre hat, dauert das Suchen sogar ziemlich lang.
Da gebe ich dir Recht! Allerdings traue ich mir bei mir zu, aufgrund von gemittelten Tagesprofilen bei Aufzeichnungen:
  • vor dem Abendessen
  • nach dem Abendessen
  • beim Zubettgehen
  • (gelegendlich) in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr
  • beim Aufstehen (erst seit kurzem)
  • vor dem Frühstück
den Verlauf über Nacht sehr sicher bestimmen zu können. Eine verrundete Durchschnitts-Kurve durch die 5 bis 6 Punkte entspricht jedenfalls so zuverlässig dem echten Verlauf, dass ich mir daraus ein Bild machen kann. Das ist auch der Grund, warum ich dabei bleibe, dass ich das Libre für mich nicht benötige. Gibt es in diesem Zeitraum gewaltige Schwankungen, wie sie bei meiner Frau üblich sind, käme es tatsächlich zu einem "ziemlich langen Suchen".  :zwinker:

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man sich wegen einzelnen Abweichungen von der "Norm" gleich großartige Gedanken machen müsste. Da wird es in einem Diabetikerleben immer und überall unerklärliche Situationen geben…
Gruß vom Gyuri

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“
(Karl Valentin)

Offline Kladie

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1009
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #12 am: Mai 08, 2017, 21:47 »
Hallo Gyuri,
deine Frau hat vermutlich ein großes diabetisches Stoffwechselproblem und du bist dabei es individuell zu behandeln. Das ist total OK aber hat eigentlich nichts mit der Frage zu tun, die Tarabas ursprünglich gestellt hat.

Der morgendliche BZ Anstieg und die starke Insulinresistenz schiebt er auf die Glukoseproduktion der Leber, die erst beendet wird wenn KHs im Darm verarbeitet werden. Das ist seine Meinung und ich will nicht dagegen sprechen, da ich das nicht beurteilen kann.
Mir persönlich ist es egal warum der BZ vor dem Frühstück ansteigt und durch Bolusgaben so gut wie nicht gesenkt werden kann. Ich habe ermittelt wie bei mir die BZ Spitze nach dem Essen am besten vermieden werden kann. Der steigende BZ vor dem Frühstück würde mich nicht stören wenn er unter 160 mg/dl bleibt und wenn es nach dem Frühstück keine so hohe Spitze geben würde. Da das bei mir nicht so ist, muß ich was tun.
Über das warum kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Es kann die Neogenese sein oder zu große Hormonmengen oder andere Gründe die das Insulin schlecht wirken lassen. Ich spritze 15 IE + 10 IE mit einem SEA von ca 60 Minuten und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Das reicht mir.

Als zweites: Mir ist nicht klarzumachen warum du schätzen und vermuten mit einigen Messungen pro Tag einem wissen und sehen bei einem Libre vorziehst. Genauigkeitsfanatiker bist du ja nicht und dann sollten dir die Informationen von den Sensoren völlig ausreichen.
Man kann bei Nebel durch langsames Fahren Unfälle verhindern aber wenn es technische Hilfsmittel gibt, die die Sichteinschränkung des Nebels beseitigt ist es einfach bequemer unterwegs zu sein. Das Beispiel hinkt vielleicht etwas aber ich sehe es im Prinzip so.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline Tarabas

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 513
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #13 am: Mai 08, 2017, 22:26 »

Der morgendliche BZ Anstieg und die starke Insulinresistenz schiebt er auf die Glukoseproduktion der Leber, die erst beendet wird wenn KHs im Darm verarbeitet werden. Das ist seine Meinung und ich will nicht dagegen sprechen, da ich das nicht beurteilen kann.

Ist nicht meine Meinung, sondern meine Vermutung. Daher würde ich mich wirklich freuen, wenn jemand ne (andere) Meinung dazu hat, oder noch besser Erkenntnisse   :ja:

Ich würde halt gerne wissen, ob das mit dem Essen nur eine Koexidenz ist oder ob das ein möglicher Wirkmechanismus ist. Denn das hieße, daß ich zwingend und möglichst schnell morgens essen müßte.
Typ 2 - Janumet 50/1000 - fiasp und Levemir - Freestyle Libre

Hinerk

  • Gast
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #14 am: Mai 08, 2017, 23:53 »
Moin Tarabas,
aus Beobachtungen  meines morgendlichen BZ Verlaufs zur Ermittlung des durch das Aufstehen verursachten BZ Anstiegs, konnte ich keine Wirkung einer Kh. Aufnahme, natürlich entsprechende IiE gespritzt, auf den Verlauf meiner BZ Kurve in Verbindung mit dem Gupf feststellen.

MLG

Hinerk

Offline Kladie

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1009
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 2
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #15 am: Mai 09, 2017, 14:31 »
Hallo Tarabas,

wir haben eine unterschiedliche Vorgehensweise. Ich spritze vor dem Frühstück nicht, weil sich mein BZ erhöht. Korrigieren unterhalb von 140 - 180 mg/dl ist für mich zu keinem Zeitpunkt ein Thema. Mein HbA1c ist trotzdem fast noch nie über 6% gewesen.
Heute musste ich wegen einer ambulanten OP nüchtern bleiben und so konnte ich mal wieder sehen, wie der BZ sich ohne externes Insulin verhält. Aufgestanden bin ich um 6:55 bei 121 mg/dl. Er stieg bis 13:30 Uhr auf 141 mg/dl und sank dann wieder bis 12:15 Uhr auf 118 mg/dl.  Also alles unkritisch

Fürs Frühstück spritze ich normalerweise aber 1 Stunde vorher 15 IE und 30 Min später noch mal 10 IE. Der BZ ändert sich vorher kaum und steigt nachher auf 160 - 180 mg/dl. Es ist nicht sehr relevant (Hypogefahr) ob ich einen längeren SEA mache oder ob ich mehr spritze. Es ist nur ein Kompromiss und deshalb kann ich locker damit leben.

Ob ich so vorgehen muss weil die Leber zu viel Zucker gibt oder Hormone den BZ steigen lassen oder das Insulin aus anderen Gründen nicht zur Wirkung kommt ist für mich keine Überlegung wert und würde meine Vorgehensweise auch nicht beeinflussen. Außerdem kann es ja auch sein, dass es gar keine diabetischen Gründe für mein (unser) Problem gibt. Es ist mir aber egal weil ich es nicht herausfinden und / oder beeinflussen kann.


Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline Joerg Moeller

  • Administrator
  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 15993
  • Country: de
  • Ohana heißt "Familie"...
    • Diabetesinfo
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: (erst) BE-Einnahme stoppt Gluconeogenese in der Leber?
« Antwort #16 am: Mai 09, 2017, 14:41 »
Kann es sein, daß eine / meine Leber nach dem Aufstehen einfach Zucker produziert und produziert und ... und die immensen IE-Mengen, die ich dann reinpumpen kann, gerade mal das einbremsen können aber dann nicht mehr für eine BZ-Senkung zur Verfügung stehen? Und meine Leber erst dann aufhört, so überzuproduzieren, wenn der BZ von extern steigt oder Magenaktivität vorliegt oder so?

Jein ;D
Der Anstieg des BZ morgens hat mit dem morgendlichem Hormon-Cocktail zu tun, der den Blutdruck regeln soll. Diese Hormone sind Insulin-Antagonisten, d.h. sie haben - was den BZ angeht - eine dem Insulin entgegengesetzte Wirkung.
Auf ein einfaches Beispiel runtergebrochen: stell dir diese antagonistischen Hormone wie ein Gaspedal bezüglich der Gluconeogenese vor und das Insulin wie ein Bremspedal. Je mehr Druck auf das Gaspedal ausgeübt wird, desto stärker muss der Druck auf das Bremspedal sein, damit der Motor nicht hochdreht.
Die Aktivität dieser Hormone kannst du nicht messen, daher kannst du dich nur am BZ orientieren, wieviel Insulin du brauchst.

Viele Grüße,
Jörg
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
Meine Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Diabetesinfo.de/