Autor Thema: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation  (Gelesen 8693 mal)

Offline Schindel-Schwinger

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Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« am: April 21, 2011, 19:06 »
Hallo,

ich hätte da mal folgende Fragen:

Äußert sich eine Polyneuropathie mit konstanten oder stark wechselnden Beschwerden?
Ist eine neu aufgetretene Polyneuropathie ein Notfall?
Hängt die Ausprägung der Symptome mit dem momentantn Blutzuckerspiegel zusammen?

Kann man BZ-Senker wie Metformin wieder absetzen, wenn diabetesfördernde Faktoren
wegfallen oder sich bessern? Und wie ist das bei einer Insulintherapie?

Ich habe durch eigene Messungen festgestellt, daß der Nüchtern-BZ bei einem HbA1C-Wert
zwischen 6 und 7 nur jeden zweiten- bis dritten Tag erhöht war. Warum wird dann der
Nüchtern-BZ als Screeningparameter bei den Kassen-Check-Ups herangezogen? Warum
wird nicht gleich der HbA1C bestimmt oder es werden Glukose-Toleranztests durchgeführt?

Gruß,
Schindel-Schwinger

hws

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #1 am: April 21, 2011, 19:23 »
Kosten - ganz einfach.
Wenn ich privat zum Labor gehe, kostet mich ein HbA1C gleich über 25 Euro. Einen Einzelwert zu bestimmen nur cents.
HWS

Offline Schindel-Schwinger

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #2 am: April 21, 2011, 19:31 »
Hallo,

Kosten - ganz einfach.
Wenn ich privat zum Labor gehe, kostet mich ein HbA1C gleich über 25 Euro. Einen Einzelwert zu bestimmen nur cents.
HWS

meine Apotheke hat gestern 5€ dafür verlangt. Ich werde dazu, was ich damit erlebt habe, noch im Vorstellungsbereich was
schreiben. Aber das ist doch nicht zuende gedacht... ...eine zu späte Diabetes-Diagnose verursacht doch ungleich höhere Kosten...

Gruß,
Schindel-Schwinger

Offline johann

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #3 am: April 22, 2011, 13:51 »
Hallo Schindelschwinger,

poly (griech.) heißt „viel“. Es sind bei der Polyneuropathie also viele Nerven betroffen, die sehr unterschiedlich auf eine Schädigung reagieren können.
Zudem ist zu unterscheiden, ob es sich bei der diabetischen Polyneuropathie (dPNP) um eine periphere oder eine autonome Nervenerkrankung handelt. Bei der peripheren Polyneuropathie sind die Nerven quasi in der „Umgebung des Körpers“ betroffen.

Vorzugsweise beginnt die periphere Störung in den längsten Nervensträngen wie in den  Füßen, Beinen, Händen oder Armen. Die autonome Polyneuropathie betrifft die Organe wie das Herz, den Verdauungs- oder  Urogenitaltrakt. Alle Störungen können einzeln oder zu mehreren auftreten, sind jedoch in aller Regel progressiv, d.h. sie schreiten mit der Dauer der Erkrankung fort.

Ausbremsen lässt sich die dPNP sehr oft mit einem normnahen Blutzuckerverlauf.
Sie gilt jedoch als nicht heilbar. Linderung der Empfindungsstörungen und mitunter auch der sehr unangenehmen Schmerzen kann mit verschiedenen Medikamenten und vereinzelt auch mit physikalischen Maßnahmen erfolgen.

Die Ausprägung der Störungen bei Diabetes hängt weniger vom aktuellen Blutzuckerwert ab, sondern eher von dem Langzeitverlauf. Ein gleichmäßiger Blutzuckerverlauf ohne ausgeprägte Blutzuckerspitzen (Werte über 150 mg/dl) ist
die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Bei dPNP ist die Insulinbehandlung, zur Insulinpumpentherapie
sogar ein potenzielles Verordnungskriterium, der Königsweg, weil sie praktisch ohne Nebenwirkungen ist und den Blutzucker zuverlässig senkt.
Metformin dagegen steht im Verdacht ein Vitamin B12-Killer zu sein. Vitamin B12-Mangel seinerseits kann eine der vielen Ursachen für eine PNP sein.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Schindel-Schwinger

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #4 am: April 22, 2011, 14:02 »
Hallo Johann,

poly (griech.) heißt „viel“. Es sind bei der Polyneuropathie also viele Nerven betroffen, die sehr unterschiedlich auf eine Schädigung reagieren können.[...]

danke, bis hierher wusste ich es schon. Mein Problem ist, daß ich seit einer Woche eben dieses Kribbeln wie von Nadelstichen in
Händen und Füßen und die Befürchtung, daß es eine beginnende Neuropathie sein könnte, habe. Da die Beschwerden sich anscheinend
mit dem BZ-Spiegel ändern, die Frage, ob es auch vom momentanten Wert beeinflusst wird. (HbA1C ist bei mir gerade 7,7%)

Daher nochmal die Frage: Hat man bei einer PNP wechselnde Beschwerden, oder wird das langsam und stetig schlimmer?
[/quote]

Gruß,
Schindel-Schwinger

Offline johann

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #5 am: April 22, 2011, 17:17 »
Ich kann definitiv nur von mir und meiner eigenen dPNP berichten:

Bei mir wurde vor 12 Jahren eine beginnende dPNP in den Vorfüßen neurologisch festgestellt. Etliche Medikationen schlugen fehl, die Beschwerden "stiegen langsam auf" über die gesamten Füße, die Unter- und Oberschenkel und begannen auch in den Händen aufsteigend bis zu den Schultern sich auszubreiten. Zusammnenhänge mit aktuell erhöhten Blutzuckerwerten konnte und kann ich nicht erkennen. Dafür jedoch eine stetige Besserung mit der Optimierung der Diabetestherapie. Ich trage seit 6 Jahren eine Insulinpumpe und habe seitdem HbA1c-Werte um die 5,4 % und regelhaft Blutzuckerwerte zwischen 80 und 140 mg/dl. Schmerzen und Empfindungsstörungen sind erträglich und schreiten z.Z. nicht mehr fort, allerdings unter täglicher Einnahme eines leichten Opioids.


Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Schindel-Schwinger

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #6 am: April 22, 2011, 17:44 »
Hallo Johann,

vielen Dank für deine Antwort,

Bei mir wurde vor 12 Jahren eine beginnende dPNP in den Vorfüßen neurologisch festgestellt. Etliche Medikationen schlugen fehl, die Beschwerden "stiegen langsam auf" über die gesamten Füße, die Unter- und Oberschenkel und begannen auch in den Händen aufsteigend bis zu den Schultern sich auszubreiten. z.Z. nicht mehr fort, allerdings unter täglicher Einnahme eines leichten Opioids.


Deine Beschwerden fühlen sich also über den Tag immer konstant gleich an, verstehe ich das richtig?
Wie fühlen sich die Schmerzen an, welchen Schmerzen, die man als Gesunder kennt, ähneln sie?

Gruß,
Schindel-Schwinger

Offline johann

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #7 am: April 23, 2011, 11:51 »

Hallo,

nein, die Schmerzen fühlen sich nicht immer konstant gleich über den Tag an. Sie sind nach einem erholsamen Schlaf morgens praktisch auf Null, entwickeln sich langsam bis zum Abend und erreichen bei absoluter Ruhe den Höhepunkt. Während körperlicher Aktivitäten sind sie so gut wie nicht  spürbar. Das gilt nicht für die Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl und Ameisenlaufen. Diese sind bei mir als relativ konstant zu betrachten.
Beschreiben kann ich die Schmerzen leider schwerlich. Stechen, ziehen u.ä. Arten kommen wohl in Frage. Nochmals, sie korrelieren nicht mit dem Tagesverlauf des Blutzuckers.

Vielleicht noch erwähnenswert, bei beginnender PNP waren meine Füße regelhaft heiß. Seit einigen Jahren empfinde ich jedoch vermehrt Kälte in den Extremitäten, obwohl Hände und Füße lt. Arztfeststellungen objektiv warm sind. Das Kälte- und Wärmeempfinden ist offensichtlich wie das Empfinden von Berührungen (spitz oder stumpf) oder Vibrationen massiv gestört.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Schindel-Schwinger

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #8 am: April 23, 2011, 12:22 »
Hallo Johann,


nein, die Schmerzen fühlen sich nicht immer konstant gleich über den Tag an. Sie sind nach einem erholsamen Schlaf morgens praktisch auf Null, entwickeln sich langsam bis zum Abend und erreichen bei absoluter Ruhe den Höhepunkt. Während körperlicher Aktivitäten sind sie so gut wie nicht  spürbar. Das gilt nicht für die Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl und Ameisenlaufen. Diese sind bei mir als relativ konstant zu betrachten.
Beschreiben kann ich die Schmerzen leider schwerlich. Stechen, ziehen u.ä. Arten kommen wohl in Frage. Nochmals, sie korrelieren nicht mit dem Tagesverlauf des Blutzuckers.

hmm... ...abgesehen davon, daß es bei mir keine Schmerzen sind, sondern ein Kribbeln, verhält sich das zeitlich bei mit ebenso.
Auch das mit der Bewegungsabhängigkeit konnte ich feststellen. Ich denke, ich sollte nach Ostern dringend mal zum Arzt gehen...
Kann man das in dem Stadium mit ein bischen Glück noch aufhalten?

Gruß,
Schindel-Schwinger

Offline Scrat

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Re: Fragen zu Polyneuropathie und Medikation
« Antwort #9 am: April 23, 2011, 22:05 »
Polyneuropathie äussert sich ganz unterschiedlich - schliesslich ist ja auch jeder Mensch anders. Ich würde einfach mal zu einem Neurologen gehen - die "Behandlung" kostet 'ne Überweisung. Einen oGTT kannst du selbst machen:  entweder einen OGT von accu check aus Apotheke holen (knapp 6€) oder 75g Glukose in Wasser auflösen - der Rest siehe Beschreibung oder i-net. Voraussetzung wäre ein BZ-Messer (gibt's kostenlos bei den Hersteller - einfach mal anrufen oder schreiben) und die Teststreifen (10 Stk.) sind dabei.