Autor Thema: Glykämischer Index und warmes Abendessen  (Gelesen 6262 mal)

Offline mellituso

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Glykämischer Index und warmes Abendessen
« am: August 26, 2016, 12:11 »
Hallo zusammen,

die ganze Theorie ist ja ganz interessant und wichtig, nützt aber nichts ohne praktische Beispiele und wenn die Meinungen auseinander gehen, für Anfänger relativ untauglich.

Deshalb mache ich mal einen neuen Thread auf:

Glykämischer Index (GLYX oder GI) = Dieser Wert gibt an, wie schnell mit der Ernährung aufgenommene Kohlehydrate in die Blutbahn gelangt, das heißt auch, wie schnell es gelingt, den Blutzucker in die Höhe zu treiben. Den höchsten Wert hat mit 100 die Glukose, also der Traubenzucker. Lebensmittel mit einem niedrigen GLYX, sie gehen also langsamer ins Blut über, haben einen Wert unter 51, solche mit einem mittleren GLYX haben einen Wert zwischen 51 und 70, und über 70 haben einen hohen GLYX.


Zitat
So rate ich vollen Ernstes dazu, möglichst nichts essen, was eine Abbauzeit von mehr als 4 Stunden haben könnte.

Zitat
Das ist falsch!
Mahlzeiten mit niedrigem GI sind zu bevorzugen weil damit:
a. der nachfolgende BZ-Anstieg weniger steil ausfällt und
b. der Sättigungseffekt länger anhält und
c. der evtl. benötigte SEA kürzer ist als bei Mahlzeiten mit hohem GI

FRAGEN:

1. Wenn ich meine Abend-Warm-Essgewohnheit nicht aufgeben will und bisher(kommt aber noch ein Test)nach 4 Stunden wieder einen Anstieg des BZ verzeichne bevor dieser wieder langsam runter geht, was für Lebensmittel würdet Ihr bevorzugen:

a) Fettarm aber mehr Kohlenhydrate (mehr Insulin)
b) Mehr Fett aber weniger Kohlenhydrate (weniger Insulin)
c) Wenig Fett wenig Kohlenhydrate

Punkt c) ist selbsterklärend und lassen wir mal weg (weil dies der Idealfall wäre).

Lebensmittel mit einem niedrigen GLYX, sie gehen also langsamer ins Blut über. Welche nach Punkt 1. ?

Asket will ich (als Typ 2) nicht werden! Ein Zielbereich einzuhalten von 90 - 145 reicht mir (bitte um Verständnis).
(Wobei mein DiaDoc eine Spitze von 180 nach dem Essen als völlig "easy" ansieht, was diesem Forum nun mal total  wiederspricht)

Bleiben wir aber bitte beim Punkt 1. und Euren praktischen Erfahrungen dazu

l.G. mellituso

Offline Gyuri

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #1 am: August 26, 2016, 13:22 »
(…)

1. Wenn ich meine Abend-Warm-Essgewohnheit nicht aufgeben will und bisher(kommt aber noch ein Test)nach 4 Stunden wieder einen Anstieg des BZ verzeichne bevor dieser wieder langsam runter geht, was für Lebensmittel würdet Ihr bevorzugen:

a) Fettarm aber mehr Kohlenhydrate (mehr Insulin)
b) Mehr Fett aber weniger Kohlenhydrate (weniger Insulin)
c) Wenig Fett wenig Kohlenhydrate
(…)
Zuerst mal steht nirgendwo geschrieben, dass "man" warme Mahlzeiten zum Leben braucht. Genauso muss Essen auch nicht zwingend kalt sein. Von daher würde ich schon mal meine Speisekarte erweitern.

Dann bin ich zwar überhaupt kein Trennkost-Anhänger, halte mich aber (meistens) an die eiserne Regel: "Keine Kohlehydrate nach 18 Uhr!" (MEZ  :zwinker: )
Da Fett aus anderen Gründen gar nicht so gut für mich ist, wäre ich also uneingeschränkt für c) :super:

Den GI betrachte ich (vielleicht ticke ich da wieer anders) nur als eine allgemein gültige Tabelle zur regelmäßigen Ernährung und keine Tabelle, aus der ich irgend welche Zahlen zur weiteren Berechnung entnehme. Die gute alte Ernährungspyramiede wird normal auch nie auf den Prozentpunkt genau beachtet … und hat dennoch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.

An "nicht Insulin pflichtige Diabetiker" gerichtet hörte ich in einer Schulung schon mal den Rat:
"Essen Sie sich an Kohlenhydraten satt!"  :kreisch:
Gemeint waren aber eher Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln, Reis …
Gruß vom Gyuri

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“
(Karl Valentin)

Offline Kladie

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #2 am: August 26, 2016, 14:04 »
Hallo mellituso,

ich darf, soll, kann , möchte und werde hier keine allgemeingültigen Dinge mehr beschreiben. Also kann ich dir nur sagen, wie ich es handhabe.

Ich erlege mir keine Beschränkungen der Mahlzeiten auf.
Wenn ich Abends eine Mahlzeit zu mir nehme, die vermutlich einen niedrigen GI (incl. fettig usw. wie z. B. Pizza) hat oder massenhaft Kohlenhydrate beinhaltet und deshalb länger wirkt als das Insulin (so wie du geschrieben hast steigt der BZ wenn die Insulinwirkung nach 4 Std. nachlässt) dann spritze ich erst einige Zeit nach Essensbeginn (negativer SEA).
Dabei muss ich abwägen ob ich mit einem kleinen SEA mehr spritze oder mit größerem SEA arbeite und einen höheren BZ Wert in Kauf nehme (entspricht keine Dosiserhöhung). Ich möchte meinen BZ nie höher als 160 mg/dl steigen lassen und habe deshalb einen gewissen praxistauglichen Mittelweg gefunden.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline mellituso

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #3 am: August 26, 2016, 14:31 »
@   Gyuri

Zitat
Zuerst mal steht nirgendwo geschrieben, dass "man" warme Mahlzeiten zum Leben braucht.

Ich hatte doch was zu Punkt c) geschrieben "Idealfall".

Ich möchte meinen Lebensstiel so wenig wie möglich ändern und dafür die relativ effektivsten Maßnahmen wissen, PUNKT!

Wenn ich von morgens bis abends "Gras" fresse und das die beste Methode wäre und keine andere Möglichkeit bestünde, dann würde ich mich halt erschießen.

Spaß bei Seite, ich bin 170 und unter 70 Kilo, nicht ideal, aber auch nicht bedenklich. Solange sich da nichts gravierendes ändert, werde ich nicht auf Geschmacksträger verzichten und auch Eiweißbrot, wegen der fast zu Null tendierenden Kohlenhydrate, den Vorzug geben, obwohl dieses "Brot" halt fettiger ist!

Außerdem wird man ja auch von Insulin dicker, da bin ich doch eher für mehr Geschmacksträger als für mehr Insulin. Ich kann mich durchaus mit Reduktion anfreunden, also weniger Fett, weniger Kohlenhydrate, insgesamt weniger auf dem Teller.
Aber als Hobbykoch jetzt z.B. Vegetarier werden, nein tue ich nicht.

@ Kladie

Zitat
Dabei muss ich abwägen ob ich mit einem kleinen SEA mehr spritze oder mit größerem SEA arbeite und einen höheren BZ Wert in Kauf nehme (entspricht keine Dosiserhöhung). Ich möchte meinen BZ nie höher als 160 mg/dl steigen lassen und habe deshalb einen gewissen praxistauglichen Mittelweg gefunden.

ja dies ist eine für mich praxistaugliche Antwort. Ich leite daraus ab, dass ich dann meinen persönlichen Mittelweg so austarieren kann(muss).

Zitat
dann spritze ich erst einige Zeit nach Essensbeginn (negativer SEA).

ja, letzteres scheint mir bei Aprida eine gute Idee zu sein und ein Nachtisch ist auch noch im Zeitfenster enthalten (muss ich natürlich austesten). Danke, damit habe ich jetzt eine Ausgangsbasis, die ich als Anfänger umsetzen kann, darum geht es doch.

l.G. mellituso

Offline Kladie

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #4 am: August 26, 2016, 18:02 »
Hallo mellituso,

wie du schon angesprochen hast ist die Menge des Essens auch eine Einflussgröße, über die der BZ im Rahmen gehalten werden kann. Ein bezahltes Essen im Restaurant nur zur Hälfte zu essen widerstrebt mir aber. Sieht auch nicht schön aus für Bedienung und Begleitung. Schon gar nicht bei einer Einladung. Dafür hatte ich meine Vorgehensweise vorgestellt.
Zu Hause ist eher die Menge als Einflußgröße von mir bevorzugt.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.

Offline Gyuri

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #5 am: August 26, 2016, 18:57 »
(…)
Ich möchte meinen Lebensstiel so wenig wie möglich ändern und dafür die relativ effektivsten Maßnahmen wissen, PUNKT!
(…)

 :gruebeln: Da musst du mich aber gehörig falsch verstanden haben! Du kannst so viel oder so wenig warme Mahlzeiten haben wie du willst. Die haben so oder so keine Bedeutung für deinen Stoffwechsel.
Gruß vom Gyuri

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(Karl Valentin)

Offline mellituso

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #6 am: August 26, 2016, 19:17 »
Hallo Kladie,

ich habe objektiv betrachtet kleine Essensportionen (als Kommentar gewohnt, "davon wirst Du satt?...). Leider jedoch nicht auf mehrere zeitlich auseinander liegende Essen verteilt, sondern auf 2. am Tag und davon komme ich auch nicht runter.

Reduzieren läßt sich da kaum noch was, jedoch Gemüseanteil erhöhen, Kohlenhydrate senken und Fettanteil moderat kleiner ansetzen, z.B. der Butterklumpen in Soße usw. Den Geschmack werde ich mir jedoch nicht völlig versauen und auch nicht den Nachtisch, solange dies geht (das wäre dann aber ein neuer Thread).

@ Gyuri

Zitat
Zuerst mal steht nirgendwo geschrieben, dass "man" warme Mahlzeiten zum Leben braucht.

ich bin ja auch nicht sauer, frage mich jedoch wie ich den Satz interpretieren soll, unabhängig dessen das er von der Sache her natürlich nicht falsch ist.

Da sich sonst niemand mehr meldet sind wir dann mit GI durch, denke ich.

l.G. mellituso

Hinerk

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #7 am: August 26, 2016, 19:22 »
(…)
Ich möchte meinen Lebensstiel so wenig wie möglich ändern und dafür die relativ effektivsten Maßnahmen wissen, PUNKT!
(…)

 :gruebeln: Da musst du mich aber gehörig falsch verstanden haben! Du kannst so viel oder so wenig warme Mahlzeiten haben wie du willst. Die haben so oder so keine Bedeutung für deinen Stoffwechsel.

Moin Gyuri,

Die Bedeutung bezieht sich auf auf warm oder kalt also auf die Zubereitungsart.

MlG

Hinerk

Offline Joerg Moeller

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #8 am: August 29, 2016, 13:17 »
(Wobei mein DiaDoc eine Spitze von 180 nach dem Essen als völlig "easy" ansieht, was diesem Forum nun mal total  wiederspricht)

Nö, wieso? Ich versuch natürlich auch unter 160 zu bleiben, aber 180 ist für mich auch kein Beinbruch. Das schafft ein Nicht-Diabetiker ja auch, wenn er ordentlich TZ in sich reinschaufelt.

Ansonsten bevorzuge ich Trennkost: ich trenne strikt zwischen Sachen, die mir schmecken, und Sachen, die mir nicht schmecken :zwinker:

Für den BZ sind Mahlzeiten mit einem niedrigen GI besser. Aber ich will mich nicht nur ernähren, ich will essen. Dazu gehört auch die Komponente 'Genuß'.
Und da ich mit Bolusinsulin arbeite habe ich den Vorzug, meine Insulinierung meinem Ess-Verhalten anpassen zu können.

Es kommt eben immer darauf an, für sich selbst den bestmöglichen Kompromiss zu finden.

Viele Grüße,
Jörg
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Hinerk

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Re: Glykämischer Index und warmes Abendessen
« Antwort #9 am: August 31, 2016, 12:14 »
(Wobei mein DiaDoc eine Spitze von 180 nach dem Essen als völlig "easy" ansieht, was diesem Forum nun mal total  wiederspricht)

Nö, wieso? Ich versuch natürlich auch unter 160 zu bleiben, aber 180 ist für mich auch kein Beinbruch. Das schafft ein Nicht-Diabetiker ja auch, wenn er ordentlich TZ in sich reinschaufelt.

Ansonsten bevorzuge ich Trennkost: ich trenne strikt zwischen Sachen, die mir schmecken, und Sachen, die mir nicht schmecken

Moin,

auch ich habe eine strenge Regel mit der meine Nahrungsaufnahme kontrolliert wird:

Ich esse auf keinen Fall mehr als ich möchte.

Aber, dass ist sehr schwer einzuhalten.

MlG

Hinerk