Autor Thema: FSL2 vs FSL1 vs BZ  (Gelesen 6050 mal)

Offline SCHM

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FSL2 vs FSL1 vs BZ
« am: März 05, 2019, 21:17 »
Ich habe jetzt über 4 Tage FSL1 am linken Arm und gleichzeitig FSL2 am rechten Arm getragen und in diesem Zeitraum 24 Kontrollmessungen (Blutzucker mit Freestyle Precision) durchgeführt.
Die ‚historischen‘ Daten habe ich ausgelesen und die Ergebnisse graphisch und statistisch ausgewertet.

Verlaufskurve:


Die Abweichung (=Differenz FSL2 minus FSL1) zwischen FSL2 und FSL1 reichte von +19mg/dL bis zu +184 mg/dL und betrug im Durchschnitt +77mg/dL. Die Werte von FSL2 waren also durchweg größer als die von FSL1.
Die BZ-Werte lagen meist zwischen den Messwerten von FSL1 und FSL2.

Abweichung zwischen FSL und BZ:

FSL2:
Die Abweichung der FSL2-Werte von den BZ-Werten (=Differenz FSL2 minus BZ) reichte von -17mg/dL bis zu +66mg/dL und betrug im Durchschnitt 28mg/dL.
Die relative Abweichung für die FSL2-Werte (=Prozentsatz der Abweichung vom BZ) reichte von -11% bis zu +120% und betrug im Durchschnitt 20%.

FSL1:

Die Abweichung der FSL1-Werte von den BZ-Werten (=Differenz FSL1 minus BZ) reichte von -145mg/dL bis zu +5mg/dL und betrug im Durchschnitt 28mg/dL.
Die relative Abweichung für die FSL1-Werte (=Prozentsatz der Abweichung vom BZ) reichte von -55% bis zu +13% und betrug im Durchschnitt -24%.

Error Grid Analyse nach Parkes (für Typ I-Diabetes)



FSL2   
Bereich A: 19 Messwerte (79%)
Bereich B: 4 Messwerte (17%)
Bereich C: 1 Messwert (4%)

FSL1   
Bereich A: 12 Messwerte (50%)
Bereich B: 12 Messwerte (50%)


MARD-Werte:

Insgesamt kommt FSL2 auf einen MARD-Wert von 22% und FSL1 auf einen MARD-Wert von 25%.

Fazit:

Beide Messgeräte zeigten im Testzeitraum grottenschlechte Übereinstimmung mit den BZ-Werten und blieben hinsichtlich der Genauigkeit weit hinter den Versprechungen des Herstellers zurück.
Der aktuelle Sensor des FSL1 unterscheidet sich dabei leider nicht wesentlich von den anderen zuletzt verwendeten Sensoren.

Die statistischen Kenndaten des FSL2 sind tatsächlich marginal besser, bleiben aber immer noch weit hinter den Anforderungen zurück, die an ein solches Messystem zu stellen sind. Besonders negativ fiel beim FSL2 innerhalb der ersten 6 Stunden nach Inbetriebnahme ein Wertepaar von FSL2=88mg/dL und zeitgleich BZ<40mg/dL auf. Etwas ähnliches hat es bei FSL1 in über 3 Jahren Nutzungsdauer nie gegeben.

Der Beobachtungszeitraum von 4 Tagen ist aber zu kurz, um ein endgültiges Urteil über das FSL2 zu fällen. Es bleibt zunächst abzuwarten, ob sich die Ergebnisse in der restlichen Laufzeit dieses Sensors und beim nächsten Sensor bestätigen. Ich werde noch bis zum nächsten Arzttermin im April abwarten, aber wenn bis dahin keine überzeugenderen Messwerte herauskommen, werde ich wohl einen Umstieg auf ein anderes Messystem zur Diskussion stellen.

Aufgrund der aktuellen Zwischenbilanz halte ich jedenfalls derzeit beide Systeme (FSL2 ebenso wie FSL1) für nicht vertrauenswürdig.
Ich empfehle, sich bei Umstellung von FSL1 auf FSL2 auf höhere Messwerte einzustellen und in der Anfangszeit vermehrt Kontrollmessungen mit Teststreifen durchzuführen.
« Letzte Änderung: März 14, 2019, 21:52 von SCHM »

Offline Gyuri

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #1 am: März 06, 2019, 07:22 »
(…), werde ich wohl einen Umstieg auf ein anderes Messystem zur Diskussion stellen.

(…)
So eine Diskussion hatte ich mit unserer Diabetesberaterin, die messtechnisch scheinbar tiefer in der Materie steckt als die Diabetologin.
Sie meinte, dass der Umstieg weg von Libre für Typ2er nicht so einfach sein würde. Trotz der Erkenntnisse deiner Fleißarbeit ( :super: ) böte Libre schon auch einige "Vorteile", besonders gegenüber blutigen Einzelmessungen. Ich solle einfach so weiter machen und der Hotline von Abbott bei Reklamationen nur erzählen, was die hören wollen.  :rotwerd:

Mein aktuelles Problem mit Libre war allerdings ein anderes! Bei mir funktionierte ein Sensor überhaupt nicht. Dass Libre (1) was anderes anzeigt als sonst was, würde mich nicht all zu sehr stören, wenn die Abweichungen in Richtung und Größe "überschaubar" blieben.

… sagt jemand, der leider nicht die Möglichkeiten hat, eine so ausführliche Analyse durchzuführen.
Gruß vom Gyuri

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Offline Gyuri

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #2 am: März 06, 2019, 07:40 »
Eine Anmerkung habe ich noch  :zwinker:
(…)
Die ‚historischen‘ Daten habe ich ausgelesen (…)
Genau das mache ich bei meinen Betrachtungen auch. Ich habe immer wieder festgestellt, dass es zwischen dem Einzelscan und der Zahlenreihe der historischen Daten einen Unterschied geben kann.
Ich betrachte die Einzel-Scan-Ergebnisse nie als das Maß aller Dinge und bin davon überzeugt, dass es mit einzelnen blutigen Messungen genauso läuft. Da spielen einfach zufällige Abweichungen eine ganz große Rolle.
Darum halte ich einen Vergleich zwischen Einzel-Scan und Einzel-Blutmessung nur bedingt aussagekräftig.
Beeindruckend ist aber der Vergleich zwischen den historischen Daten der beiden Libre-Kurven.
Ich meine (  :verlegen2: ) es zeigt den vergeblichen Versuch, Libre2 "noch" genauer zu machen indem man irgend was an den Messergebnissen manipuliert um es so aussehen zu lassen, dass das gleiche wie bei blutigen (Einzel-) Messungen rauskommen soll.
Gruß vom Gyuri

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Offline Alf

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #3 am: März 06, 2019, 09:56 »
Ich habe das gleiche Szenario seit etwa einer Woche, links (also deutlich näher an der Pumpe, was vielleicht einen Einfluss haben könnte, besser wäre vielleicht ein Setup mit beiden Sensoren am gleichen Arm) FSL2, rechts FSL1.

Ich kann insbesondere Deinem Fazit nicht folgen.

Das FSL2 zeigt _mit dem aktuellen FSL2-Sensor- bei mir ebenfalls höhere Werte an und das ist gut so, denn wenn man den Beobachtungen im Internet folgt zeigt das FSL1 nachweislich (gerade im unteren Wertebereich) falsch niedrige Werte an.

Insgesamt tue ich mich schwer (das ist nicht böse gemeint), dass Du zwar tolle Auswertungen, Kurven und Berechnungen zeigst und damit suggerierst, einen rel. hohen Standard an die Genauigkeit Deiner Ergebnisse zu haben, aber so lange man die Sensordaten gegen ein Heimdiagnostik-BZ-Gerät bewertet (das ebenfalls erhebliche Messtoleranzen haben darf und hat), kann man damit vielleicht aus Sicht Abbott entscheiden, ob man aus Kulanz mal einen Sensoraufall tauschen möchte. Aber harte Normenanforderungen an die für Diagnosegeräte gestellte Genauigkeit sollte man dann besser gegen entsprechend kalibrierte und geeichte Labormessgeräte prüfen.


Da ich selbst ein solches nicht habe, dafür aber -toitoitoi- ein erstklassiges Körperbefinden und Hypowahrnehmung kann ich folgende qualitative Aussage treffen:

Das FSL2 mit dem aktuellen Sensor zeigt bei mir Werte an, die besser zu meinem Körpergefühl passen. Das waren meine größten Bedenken überhaupt vor dem FSL2, da ich wusste, dass das FSL1 bei mir generell zu niedrig anzeigte und ich dort selten mit BE gegensteuern musste/wollte und mir das FSL2 dann viel zu häufig uninteressante Alarme präsentiert hätte.

Nach dieser Woche finde ich den Trigger für niedrige Alarme sehr gut _für mich_ passend.

Nebenbei: Ich habe schon seit >8 Monaten überhaupt nicht mehr mit Kapillarblut gemessen, meine (Labor-)1C in diesem Zeitraum lagen bei 5,9% bis max. 6,2%, da brauche ich mich nicht verrückt machen. Jetzt mit dem FSL2 habe ich mal mit meinem Freestyle Lite eine Messung gemacht und die lag 3 mg/dL höher als der FSL2-Sensorwert, FSL1 hatte 21 mg/dL Abweichung. "Früher" lag mein FS Lite immer recht nah am Labor-Gerät gegen das ich verglichen hatte, aber das könnte mir heute auch schon totalen Quatsch anzeigen, ohne dass ich das vielleicht merken würde.
Wenn man sich vor Augen hält, dass auch die Kapillarblutmessung erheblich daneben liegen kann, sind das alles Bereiche, wo man sich zur Gelassenheit anhalten sollte. jm2c...

Und ja, da Sensorchargen, Produktionsschwankungen, Setzstellen und viele Dinge mehr Einfluss haben können, können Deine Ergebnisse auf lange Sicht ganz anders aussehen, 4 Tage ist ein extrem schmales Zeitfenster.
« Letzte Änderung: März 06, 2019, 10:45 von Alf »
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Offline Joerg Moeller

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #4 am: März 06, 2019, 10:40 »
...Ich habe schon seit >8 Monaten überhaupt nicht mehr mit Kapillarblut gemessen, meine 1C in diesem Zeitraum lagen bei 5,9% bis max. 6,2%,...

Das halte ich für aussagekräftiger als den Vergleich mit einem Heimanwender-Schätzgerät. Wenn dann noch die Stabw. akzeptabel ist und es zu keinen unerwarteten Hypos kommt, würde mir das reichen.

Da man das nicht verallgemeinern kann (es ist durchaus möglich, dass es bei manchen auch chaotischer aussieht) sollte das jeder für sich mal testen und sich dann nicht weiter verunsichern lassen, wenn es passt.

Viele Grüße
Jörg
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Offline SCHM

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #5 am: März 06, 2019, 15:27 »
Eine Anmerkung habe ich noch  :zwinker:
(…)
Die ‚historischen‘ Daten habe ich ausgelesen (…)
Genau das mache ich bei meinen Betrachtungen auch. Ich habe immer wieder festgestellt, dass es zwischen dem Einzelscan und der Zahlenreihe der historischen Daten einen Unterschied geben kann.
Ich betrachte die Einzel-Scan-Ergebnisse nie als das Maß aller Dinge und bin davon überzeugt, dass es mit einzelnen blutigen Messungen genauso läuft. Da spielen einfach zufällige Abweichungen eine ganz große Rolle.
Darum halte ich einen Vergleich zwischen Einzel-Scan und Einzel-Blutmessung nur bedingt aussagekräftig.
Im täglichen Gebrauch schaue ich auch nicht nur auf den aktuellen Scanwert, sondern beachte natürlich auch den Kurvenverlauf.
Für den statistischen Vergleich benötige ich aber jeweils Zahlenpaare, und da habe ich mich entschieden, den Blutzuckerwerten jeweils den ersten historischen Wert zuzuordnen, der nach der Blutzuckermessung gespeichert wurde. Auf diese Weise müsste die zeitliche Versetzung zwischen BZ und Glukosewert in ZZW einigermaßen korrigiert sein.
Grundsätzlich ist aber ein Einzelscan nicht ungenauer als ein ‚historischer‘ Wert. Beim Vergleich benachbarter historischer Werte sind die Unterschiede ähnlich groß wie beim Vergleich eines gescannten Wertes mit dem letzten historischen Wert. Die gescannten Werte werden mit dem gleichen Algorithmus verrechnet, der auch für die historischen Daten verwendet wird.

Beeindruckend ist aber der Vergleich zwischen den historischen Daten der beiden Libre-Kurven.
Ich meine (  :verlegen2: ) es zeigt den vergeblichen Versuch, Libre2 "noch" genauer zu machen indem man irgend was an den Messergebnissen manipuliert um es so aussehen zu lassen, dass das gleiche wie bei blutigen (Einzel-) Messungen rauskommen soll.
An den Messergebnissen hat man ja schon früher mit dem ominösen Algorithmus herummanipuliert. Ich weiß nicht, was genau gegenüber den alten Sensoren verändert wurde, aber möglicherweise ist es neben dem Einbau eines Bluetooth-Senders auch der Algorithmus, eventuell auch die genaue Zusammensetzung des Sensors.


Das FSL2 zeigt _mit dem aktuellen FSL2-Sensor- bei mir ebenfalls höhere Werte an und das ist gut so, denn wenn man den Beobachtungen im Internet folgt zeigt das FSL1 nachweislich (gerade im unteren Wertebereich) falsch niedrige Werte an.
Das FSL2 mit dem aktuellen Sensor zeigt bei mir Werte an, die besser zu meinem Körpergefühl passen. Das waren meine größten Bedenken überhaupt vor dem FSL2, da ich wusste, dass das FSL1 bei mir generell zu niedrig anzeigte und ich dort selten mit BE gegensteuern musste/wollte und mir das FSL2 dann viel zu häufig uninteressante Alarme präsentiert hätte.
Nach dieser Woche finde ich den Trigger für niedrige Alarme sehr gut _für mich_ passend.
Das FSL2 zeigt stattdessen bei mir deutlich zu hohe Werte an, der Alarm hat gleich am ersten Tag absolut versagt, weil das Gerät noch bei einem Wert von 84mg/dL war, obwohl der BZ bereits bei unter 40mg/dL lag. Das darf absolut nicht passieren. Wenn man einen Alarm einbaut, dann muss man einkalkulieren, dass dieser eventuell mal falsch positiv reagiert und vor einer Unterzuckerung warnt, die gar nicht vorhanden ist, aber nicht, dass ein Alarm falsch negativ nicht ausgelöst wird, obwohl tatsächlich eine Unterzuckerung vorliegt.
Ein Wertepaar aus Hypoglykämie (Blutzucker<50) und Messwert des FSL über 80 habe ich mit dem FSL1 in über drei Jahren nicht gehabt.

Insgesamt tue ich mich schwer (das ist nicht böse gemeint), dass Du zwar tolle Auswertungen, Kurven und Berechnungen zeigst und damit suggerierst, einen rel. hohen Standard an die Genauigkeit Deiner Ergebnisse zu haben, aber so lange man die Sensordaten gegen ein Heimdiagnostik-BZ-Gerät bewertet (das ebenfalls erhebliche Messtoleranzen haben darf und hat), kann man damit vielleicht aus Sicht Abbott entscheiden, ob man aus Kulanz mal einen Sensoraufall tauschen möchte. Aber harte Normenanforderungen an die für Diagnosegeräte gestellte Genauigkeit sollte man dann besser gegen entsprechend kalibrierte und geeichte Labormessgeräte prüfen.
Ich würde gerne mit einem genaueren Gerät vergleichen, aber ich habe leider keines.

Die Werbeversprechungen von Abbott (MARD 9,5%, 86,7% der Messwerte in Zone A des Parkes-Error-Grid, 99,7% in Zone A und b) beziehen sich ja ebenfalls ausdrücklich auf den Vergleich mit Freestyle-Precision: https://freestyle.de/fachkreise/freestyle-libre/messgenauigkeit/

Die Genauigkeit des Freestyle-Precision-Systems (Teststreifen) ist bekannt. Die Abweichungen von einem Laborgerät sollten im Durchschnitt bei ca. 4% liegen.

Ich bin der letzte, der eine absolute Genauigkeit der BZ-Werte postulieren würde, aber bei einem MARD-Wert von 20% oder mehr ist es nicht angebracht, die Schuld auf den BZ-Wert abzuwälzen

Wenn die Abweichungen der Scanwerte von FSL1 und FSL2 nun im Durchschnitt 20% oder noch mehr von den BZ-Werten mit Freestyle-Precision abweichen, ist offenbar die Messung beider FSL-Geräte wesentlich ungenauer als die BZ-Messung, sonst könnte FSL2 nicht so stark von FSL1 abweichen.

Die Frage ist natürlich immer noch, ob das technische oder physiologische Gründe hat. Bisher war ich zugunsten von FSL davon ausgegangen, dass eventuell aus physiologischen Gründen der Glukosewert im ZZW tatsächlich im Durchschnitt deutlich niedriger ist, als der BZ. Diese Hypothese ist aber nicht mehr haltbar, wenn FSL2 nun anzeigt, dass angeblich genau das Gegenteil der Fall ist. Dann ist offenbar FSL grundsätzlich nicht in der Lage, den Glukosewert mit einer Genauigkeit von deutlich unter ± 20% zu messen.
Somit ist die BZ-Messung eindeutig wesentlich genauer als die Messung im ZZW. Also müsste konsequenterweise auch eine Kalibrierung in Betracht gezogen werden.
Zur genaueren Abschätzung der Messgenauigkeit des FSL bräuchte man letztlich ein Referenzgerät, dass den Glukosewert ebenfalls nicht im Blut, sondern im ZZW misst. Mir ist nicht bekannt, ob es derzeit überhaupt geeignete Geräte gibt. Ich habe jedenfalls keines, und die Praxis meines Diabetologen hat auch keins.
Und ja, da Sensorchargen, Produktionsschwankungen, Setzstellen und viele Dinge mehr Einfluss haben können, können Deine Ergebnisse auf lange Sicht ganz anders aussehen, 4 Tage ist ein extrem schmales Zeitfenster.
4 Tage sind für ein endgültiges Urteil definitiv zu wenig. Aber ewig werde ich auch nicht mehr auf wundersame Verbesserung der Statistiken warten.
In den ersten 4 Tagen hat FSL2 bislang jedenfalls nicht überzeugen können.
Übrigens: aufgrund der neuen technischen Komponenten ist das Gerät jetzt etwas schwerer und hat sich als ziemlicher Stromfresser entpuppt. Ich musste den Akku schon zweimal aufladen. Bei FSL1 brauchte ich das eigentlich nie. Es bekam genug Strom, wenn ich jeden Tag die Daten nach Sidiary übertragen habe.

Offline Gyuri

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #6 am: März 06, 2019, 16:13 »
(…)
Das FSL2 zeigt _mit dem aktuellen FSL2-Sensor- bei mir ebenfalls höhere Werte an und das ist gut so, denn wenn man den Beobachtungen im Internet folgt zeigt das FSL1 nachweislich (gerade im unteren Wertebereich) falsch niedrige Werte an.
(…)
Bei  der Verlaufskurve: "FS2 - BZ - FS1" sehen die Abweichungen ganz anders aus als ich das bisher beobachtet habe (natürlich ohne FS2).
Unsere beiden FS1 zeigen nur ab und zu viel niedrigere Werte in niedrigeren Bereichen an. Ich schätze mal: unter 100mg/dl. Bei höheren Ergebnissen, zeigt ein Scan und die blutige Messung meist geringere Abweichungen in beide Richtungen an.
Im Diagramm von SCHM zeigt das FS2 bei niedrigeren Ergebnissen geringere Abweichungen als bei hohen Ergebnissen … und zwar immer in die gleiche Richtung!
Die Blutigen Messungen liegen MEIST dazwischen … aber auch oft (zufällig?) ganz wo anders. Das ErrorGird bestätigt meine Beobachtung.
Allerdings waren die blutigen Vergleichsmessungen SCHMs nicht für einen Vergleich zum Kalibrieren geeignet.

Und noch etwas zum "Kalibrieren"
Man sollte nicht das Libre mit einer Referenz zum Kalibrieren von blutigen Messmitteln für eine Bestimmung der "Genauigkeit" verwenden. Da kann nix g'scheits dabei raus kommen.


Vergleich, der immer etwas hinkt:
Eine 3-Punkt Innenmessschraube kann nur mit Einstellringen kalibriert werden.
Eine 2-Punkt Innenmessschraube kann mit besser rückführbarenMaßverkörperungen kalibriert werden.
Das Messmittel wird dadurch nicht "genauer". Die Kalibrierung ist dann nur anwendungsgerechter.


Die Rückführbarkeit von Zucker im Blut kann nicht wirklich zur Glukose im ZZW "missbraucht" werden. Wenn ihr aber versucht, mit euren BZ-Schätzeisen :zwinker: das Libre zu vergleichen, und dann noch zu behaupten, das BZ-Messgerät sei von Haus aus genauer, kann das Libre immer nur mit eurer Definition der "Genauigkeit" verlieren. Abbott bremst so ein Bestreben damit ein, nur die hochprziesen Libre-Teststreifen anzuerkennen. Aber selbst da kommt nichts wirklich brauchbares dabei raus. Die zeigen dann immer auf ihr ErrorGird und sagen: "Das liegt alles im spezifizierten Bereich"  8)
Gruß vom Gyuri

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Offline SCHM

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #7 am: März 06, 2019, 20:51 »
(…)
Das FSL2 zeigt _mit dem aktuellen FSL2-Sensor- bei mir ebenfalls höhere Werte an und das ist gut so, denn wenn man den Beobachtungen im Internet folgt zeigt das FSL1 nachweislich (gerade im unteren Wertebereich) falsch niedrige Werte an.
(…)
Bei  der Verlaufskurve: "FS2 - BZ - FS1" sehen die Abweichungen ganz anders aus als ich das bisher beobachtet habe (natürlich ohne FS2).
Unsere beiden FS1 zeigen nur ab und zu viel niedrigere Werte in niedrigeren Bereichen an. Ich schätze mal: unter 100mg/dl. Bei höheren Ergebnissen, zeigt ein Scan und die blutige Messung meist geringere Abweichungen in beide Richtungen an.
Im Diagramm von SCHM zeigt das FS2 bei niedrigeren Ergebnissen geringere Abweichungen als bei hohen Ergebnissen … und zwar immer in die gleiche Richtung!

Ich kann es leider nicht ändern und muss die Werte so nehmen, wie sie kommen.

Die Blutigen Messungen liegen MEIST dazwischen … aber auch oft (zufällig?) ganz wo anders. Das ErrorGird bestätigt meine Beobachtung.

Bei insgesamt 24 Messpunkten liegen in drei Fällen beide FSL-Werte unter den zugehörigen BZ-Werten und in einem Fall beide FSL-Werte oberhalb des BZ-Wertes. Richtig ‚oft‘ ist das nicht, und da ich unmöglich vorhersagen kann, was es das nächste mal passiert, verbuche ich es aktuell tatsächlich als Zufall. Möglicherweise wird sich aber bei Vorliegen von mehr Daten ein Muster erkennen und nachweisen lassen, zum Beispiel, dass das eher dann passiert, wenn die Werte eine zeitlang gesunken sind. Im Moment wäre das aber reine Spekulation.

Allerdings waren die blutigen Vergleichsmessungen SCHMs nicht für einen Vergleich zum Kalibrieren geeignet.

Was meinst du damit jetzt ganz genau? Dass man zum ‚Kalibrieren‘ nur Werte verwenden sollte, die in Phasen mit annähernd konstantem BZ-Verlauf erhoben wurden?

Und noch etwas zum "Kalibrieren"
Man sollte nicht das Libre mit einer Referenz zum Kalibrieren von blutigen Messmitteln für eine Bestimmung der "Genauigkeit" verwenden. Da kann nix g'scheits dabei raus kommen.


Vergleich, der immer etwas hinkt:
Eine 3-Punkt Innenmessschraube kann nur mit Einstellringen kalibriert werden.
Eine 2-Punkt Innenmessschraube kann mit besser rückführbarenMaßverkörperungen kalibriert werden.
Das Messmittel wird dadurch nicht "genauer". Die Kalibrierung ist dann nur anwendungsgerechter.


Von Schrauben verstehe ich nichts.

Aber es besteht Einigkeit unter Fachleuten, dass die Error-Grid-Analyse und der MARD-Wert geeignete Methoden sind, die Qualität von BZ-Schätzsystemen zu beurteilen.

Nach den Ergebnissen von Abbott ist das FSL2 geeignet, den BZ im Durchschnitt auf ±9,5% genau zu schätzen und 86,7% der Messwerte in Zone A des Error-Grid zu platzieren.
Ich habe im Praxistest erhebliche Abweichungen von diesen Behauptungen gefunden. Die Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass sich mit einem Korrekturalgorithmus die Schätzung erheblich verbessern lässt und die Vorgaben der Fachleute (MARD<10%) möglicherweise erreichbar sind.

Wie gut oder schlecht ein solcher Korrekturalgorithmus dann in der Praxis ist, wird man anhand der Error-Grid-Analyse und dem MARD-Wert beurteilen können.
Die Idee, einen solchen Korrekturalgorithmus als ‚Kalibrierung‘ zu bezeichnen, ist ja nicht von mir. Ich suche nur nach einer Methode, den BZ-Wert aus den Messwerten des FSL2 oder FSL1 optimal zu schätzen

Die Rückführbarkeit von Zucker im Blut kann nicht wirklich zur Glukose im ZZW "missbraucht" werden. Wenn ihr aber versucht, mit euren BZ-Schätzeisen :zwinker: das Libre zu vergleichen, und dann noch zu behaupten, das BZ-Messgerät sei von Haus aus genauer, kann das Libre immer nur mit eurer Definition der "Genauigkeit" verlieren.

An der Statistik geht kein Weg vorbei.

Das ‚BZ-Schätzeisen‘ schätzt den BZ-Laborwert im Schnitt auf ±4% genau, das FSL2 trifft den BZ-Schätzwert angeblich im Durchschnitt auf ±9,5% genau. Also kann das FSL2 einen Laborwert statistisch gesehen unmöglich genauer treffen als das BZ-Schätzeisen. Wenn das in Einzelfällen doch mal passiert, ist das die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Offline Dirk B.

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #8 am: März 06, 2019, 22:38 »
...Ich habe schon seit >8 Monaten überhaupt nicht mehr mit Kapillarblut gemessen, meine 1C in diesem Zeitraum lagen bei 5,9% bis max. 6,2%,...

Das halte ich für aussagekräftiger als den Vergleich mit einem Heimanwender-Schätzgerät. Wenn dann noch die Stabw. akzeptabel ist und es zu keinen unerwarteten Hypos kommt, würde mir das reichen.

Da man das nicht verallgemeinern kann (es ist durchaus möglich, dass es bei manchen auch chaotischer aussieht) sollte das jeder für sich mal testen und sich dann nicht weiter verunsichern lassen, wenn es passt.

Viele Grüße
Jörg

Was am Ende rauskommt ist das was wichtig ist. Ich konnte meinen 1c mit dem FSL erheblich und erheblich einfacher verbessern als mit blutigen Messungen.
Wären meine Messergebnisse so ungenau wie hier reklamiert würde ich mir aussichtslose Debatten darüber sparen und wieder blutig messen oder als T1ser ein CGM anstreben wenn diese genauer messen? Das Dexcom 6 wird ja nun auch nicht mehr kalibriert.

LG

Dirk
ICT - Metformin - Hühnersuppe

Offline Kladie

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Re: FSL2 vs FSL1 vs BZ
« Antwort #9 am: März 07, 2019, 10:10 »
Hallo,

allen Testern herzlichen Dank für die Ergebnisse und die anschließende Diskussion.

Am meisten hat mich die Arbeit von SCHM überzeugt. Mir ist es nämlich völlig schnuppe, wie genau die Messungen sind wenn nicht sichergestellt werden kann ob mit objektiv richtigen BZ Werten gearbeitet werden kann. Für mich ist entscheidender, dass Abbott auf die zunehmenden Kritiken der zu tiefen Messergebnisse beim FSL1 reagiert hat. Wenn es jetzt genau gegenteilig beim FSL2 sein sollte, würde mich das weniger stören, da ich mich auf meine Erfahrungen stützen kann die mich vor Hypos schützen. Die Alarme wären das erste, was ich abstellen würde.

Würde ich allein auf die Tests von SCHM hören wäre es für mich wieder attraktiver ein FSL2 zu nutzen auch wenn die Messergebnisse nicht genauer als beim FSL1 sind. Alfs Erfahrungen zeigen mir aber, daß es zu früh ist diese Entscheidung jetzt schon zu treffen. Seine Argumente sind für mich auch plausibel, zudem auch er die zu tiefen FSL1 Messergebnisse festgestellt hat.

Ich vermute (wie SCHM wahrscheinlich auch) dass Abbott mit den Umrechnungsalgorithmen der ZZW Glukose zu vergleichbaren BZ Werten noch einiges verbessern kann ehe ein Libre für mich akzeptabel arbeitet.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen
und in der Zukunft alles ausprobieren.