Autor Thema: Hier ist noch ein Oraler  (Gelesen 20678 mal)

Offline Martin3712

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Hier ist noch ein Oraler
« am: Juli 29, 2004, 11:48 »
"Rückblickend war der Patient in einem extrem lebensgefährlichen Zustand" = Auszug aus dem Entlassungsbefund des KH Horn
Am 25.02.2002 wurde ich mit "Diagnose Hinterwandinfarkt" und Blaulicht mit Folgetonhorn ins KH geführt. Weitere Diagnosen folgten und zurück blieb DB II zuerst mit Dauerinsulin, dann Spritzen und danach mit Glucophage zuerst 1000 und dann 850. Ja, keine Bewegung, massives Übergewicht, viel beruflicher Stress haben es erreicht. Es war und ist an der Zeit zu reagieren, sprich Kur, Lebensumstände ändern und nach genaueren Untersuchungen wurde 7 Monate später die komplette Schilddrüse herausoperiert (Folge war alles was an Kilo weg war, kam wieder!)

Heute 2 Jahre nach dieser Geschichte kämpfe ich nach einem zweiten Kuraufenthalt weiter mit massiven Gewichtsproblemen, wobei die bisherige Reduktion geholfen hat, die Anzahl und Dosis des Glucophage sehr zu drosseln und seit einem Tag nehme ich das Pulver am Abend nicht, sofern der BZ-Wert unter 90 ist. Messen tue ich normal 4 x am Tag, aber derzeit öfters, weil ich mit den Werten sehr, sehr tief bin.

Alle Ärzte und Schwestern versichern zwar, dass man bei der Einnahme von Glucophage keinen HYPO bekommen kann, aber ich habe, da ich ja das Gefühl aus der "Junkie-Zeit" kenne, manchmal die ersten Anzeichen Richtung HYPO (Werte <= 70). Ich versuch halt dann zu reagieren, was bei einem Glucophage-Patienten ja nur sehr beschränkt (tief ==> + BE, hoch = + Bewegung) möglich ist.

So jetzt wißt ihr ein wenig über mich und meine Geschichte in Kurzfassung.
Freue mich auf Reaktionen oder Tipps usw.

 :) Martin  :)  vielleicht schaffe ich es vielleicht sogar wieder ohne orale Therapie ==> ist derzeit mein Ziel
mfg Martin
(martin3712)

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Offline Joerg Moeller

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #1 am: Juli 29, 2004, 14:23 »
Hallo Martin,

erst mal ein
:welcome:
in unserer Mitte. Schön, daß du auch hierher gefunden hast.

Heute 2 Jahre nach dieser Geschichte kämpfe ich nach einem zweiten Kuraufenthalt weiter mit massiven Gewichtsproblemen,

Das ist auch gar nicht so leicht :nein:

Zitat
Alle Ärzte und Schwestern versichern zwar, dass man bei der Einnahme von Glucophage keinen HYPO bekommen kann,...

Und damit haben sie auch Recht. Der Grund liegt in der Wirkungsweise von Glucophage. Zum einen verlangsamt es die Aufnahme von Kohlenhydraten im Darm etwas, und zum anderen (Hauptwirkung) bremst es die Leber aus. Die gibt nämlich ständig Glucose ins Blut ab (teils aus ihrem Speicher, teils "bastelt" sie die selbst zusammen) und dadurch kann es für einen Typ 2 schwierig werden den BZ im Normbereich zu halten.

Für den Insulinspritzenden Diabetiker wäre das unter Umständen gefährlich. Das gespritzte Insulin wirkt nämlich, egal wie tief der BZ ist.
Für den nicht-Insulinspritzenden Diabetiker ist das aber kein Problem. Seine Bauchspeicheldrüse (BSD) registriert den niedrigen BZ und drosselt daraufhin die Insulinabgabe. Und wenn kein Insulin im Blut ist, dann kann auch der BZ nicht sinken.

Gleichzeitig schüttet die BSD aber auch mehr Glukagon aus. Und das Glukagon regt dann die Leber an, ein bißchen mehr Glucose zu fabrizieren. Das Glucophage bremst das zwar etwas, aber vollständig verhindern kann es das nicht.

Man kann also sagen, daß Glucophage die BSD zwar nicht ersetzt, aber entlastet. Denn wenn wegen der Leberbremse weniger Glucose ins Blut kommt, dann braucht die BSD auch nicht so arg zu arbeiten. (Und hält länger durch...)
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Offline Ludwig

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #2 am: Juli 29, 2004, 17:04 »
Hallo Martin,
Ein herzliches Servus aus Wien nach Maissau und willkommen in diesem Forum!


Heute 2 Jahre nach dieser Geschichte kämpfe ich nach einem zweiten Kuraufenthalt weiter mit massiven Gewichtsproblemen, wobei die bisherige Reduktion geholfen hat, die Anzahl und Dosis des Glucophage sehr zu drosseln und seit einem Tag nehme ich das Pulver am Abend nicht, sofern der BZ-Wert unter 90 ist. Messen tue ich normal 4 x am Tag, aber derzeit öfters, weil ich mit den Werten sehr, sehr tief bin.

Du bist ja schon auf dem richtigen Weg um dein Ziel zu erreichen.  :super: Jedenfalls sind Bewegung, :beam: kontrollierte Ernährung  :mahl: und (wenn möglich) Stressabbau  :hippie: wichtige Faktoren bei DM.

Ludwig

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Als ich ein Bursche von 14 war, verhielt sich mein Vater so überheblich, daß ich es kaum aushalten konnte, mit ihm zusammen zu sein. Als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, was der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte! M. Twain

Offline Martin3712

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #3 am: Juli 29, 2004, 17:59 »
Vielen Dank für Euer herzliches Willkommen  :zwitscher:

Als erstes vielen Dank für diese ausführliche Aufklärung  :) an Dich Jörg (Angela hat ja Recht gehabt  :( wie immer)

Ich werde mich bemühen mit gezielter Bewegungstherapie  :banane:, Stressabbau (wird schwer sein) und eisener Ernährung  :mahl: mein Ziel zu erreichen und Euch am laufenden zu halten.

Mit nochmals besten Dank

mfg Martin
(martin3712)

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Offline Martin3712

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #4 am: August 13, 2004, 20:23 »
 :mauer: bisher habe ich ohne Background versucht ein Ziel (leider nicht mein persönliches) zu erreichen.

 :banane: Seit Dienstag, 10.08.2004, ist wieder ein grosser Schritt getan.  :D Mit Zustimmung des KH Horn habe ich jegliche Einnahme eines "Zuckerpulvers" (=Glucophage) eingestellt.  :super:

Jetzt kann ich auf alle "Blutzucker-Schwankungen" nur mit meinem Körper reagieren kann.  :patsch: Dies bedeutet, da der Körper sich erst auf diese Situation einstellen muss, bei den Mahlzeiten sehr aufpassen (wieder einmal BE beachten), öfters BZ-Messen und bei Abweichungen nach UNTEN mit Traubenzucker oder nach OBEN mit Bewegung helfend eingreifen.  :hilfe:

Ich weiß, dass diese Situation sicher in den nächsten Tagen nicht sehr leicht sein wird, aber DANK  :rotwerd: meiner Partnerin, die mir schon in den letzten Wochen sehr geholfen hat  :knuddel:, glaube ich, dass ich es schaffen kann und auch - was bisher gefehlt hat - schaffen will.

Ich werde Euch weiterinformieren und von meinem Auf und Ab berichten!

Alles Gute von Martin  :)
« Letzte Änderung: August 13, 2004, 20:25 von Martin3712 »
mfg Martin
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Offline Angela

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #5 am: August 13, 2004, 21:34 »
Na super!  :super: du schaffst es schon. Man muß nur selber wollen, dann geht es schon. Und wenn du eine gute Partnerin hast, ist es ja auch super. Sie wird dir sicher helfen.  :ja:
**************
 :unschuldig: LGAngela :unschuldig:

Offline Joerg Moeller

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #6 am: August 14, 2004, 21:50 »
Jetzt kann ich auf alle "Blutzucker-Schwankungen" nur mit meinem Körper reagieren kann.  :patsch: Dies bedeutet, da der Körper sich erst auf diese Situation einstellen muss, bei den Mahlzeiten sehr aufpassen (wieder einmal BE beachten), öfters BZ-Messen und bei Abweichungen nach UNTEN mit Traubenzucker oder nach OBEN mit Bewegung helfend eingreifen.  :hilfe:

Hey, das klingt super. Aber setz dich nicht selber zu sehr unter Druck. Es kann sein, daß du es so hinbekommst; es kann aber ebensogut sein, daß du irgendwann wieder mit Medikamenten eingreifen musst. Dann ist eines ganz wichtig zu wissen: Es ist nicht dein Versagen, es ist eben ein chronische Erkrankung.

Ich drück dir jedenfalls fest die Daumen! :super:
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Offline Martin3712

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #7 am: August 16, 2004, 21:24 »
 :super: Liebe Angela! Lieber Jörg!

Diabetes ist die Krankheit, die mich ein lebenlang begleiten wird!  :P

Aber mit dem derzeitigen Einsatz kann ich für "unbestimmte" Zeit, etwas für meinem Körper tun  :banane: ohne ihn mit einem Pulver (=Glucophage) zusätzlich zu belasten.  ;)

Auch die Ärzte im KH haben mir gesagt, dass dies ein Zustand ist der "derzeit" super ist, aber keiner kann vorhersagen, wie es weitergehen wird.

Ich habe mir - angetrieben durch eine neue Partnerschaft - vorgenommen, den Körper beim Steuern seines "Zuckerhaushaltes" so weit es in meinen Möglichkeiten steht zu unterstützen.  :rotwerd: Sei es durch viel Bewegung, gesunde Ernährung, weniger Stress und ein "aufmerksames in sich hören"!

Ich will mir selber nichts mehr vormachen, sondern "aktiv" sein!
"Ich weiß, dass ich nichts verhindern kann aber ich will mir in Zukunft nicht vorwerfen müssen, dass ich es nicht zumindest versucht habe!"
"Der Weg ist das Ziel" nur kenne ich nicht das Ziel  :'(

Aber derzeit fühle ich mich gut und bin - gemeinsam - stolz auf das Erreichte und danke Euch beiden für Eure lieben und aufbauenden Worte.

Mit lieben "zuckersüssen" Gruß

Martin
mfg Martin
(martin3712)

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #8 am: August 16, 2004, 22:00 »
 :ja:  :super:  :unschuldig:
**************
 :unschuldig: LGAngela :unschuldig:

Offline Joerg Moeller

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Re: Hier ist noch ein Oraler
« Antwort #9 am: August 17, 2004, 12:05 »
Aber mit dem derzeitigen Einsatz kann ich für "unbestimmte" Zeit, etwas für meinem Körper tun  :banane: ohne ihn mit einem Pulver (=Glucophage) zusätzlich zu belasten.  ;)

Und das ist eine Belastung, zumindest für die Leber. Deswegen gibt man ja auch kein Glucophage mehr, wenn die Leberwerte schlechter werden.

Zitat
Auch die Ärzte im KH haben mir gesagt, dass dies ein Zustand ist der "derzeit" super ist, aber keiner kann vorhersagen, wie es weitergehen wird.

Genau. Mir ging es nur darum, daß du dich nicht selber mit Vorwürfen zermarterst, wenn es doch mal irgendwann nicht ohne Medikamente geht.

Zitat
"Der Weg ist das Ziel" nur kenne ich nicht das Ziel  :'(

Diabetische Spätschäden zu verhindern :ja:
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